Friday 25 January 2008

Kommunismus in Indien

Es ist jetzt 22:30 indische Zeit, ich sitze in Munnar, einer Bergstation im Landesinnern von Kerala, und bin von winterlich gekleideten Indern umgeben. Auf 1600m ist die Nacht extrem kühl und das grelle Neonlicht in dem Spätimbiss mit seinen Plastikstühlen, in dem ich gerade mein Abendmahl zu mir nehme, verstärkt mein Kältegefühl. Es herrschen Vielleicht Temperaturen um die 5 °C, die sich extrem kalt anfühlen, weil der Kontrast zu 35 °C in Irinjalakuda zu groß ist. Aber das ganze ist sehr schön, weil ich weg von den großen Städten bin und in luftiger Höhe ist die Luft angenehm klar und kühl.
In Munnar wird seit dem 19. Jahrhundert Tee angebaut, der die Landschaft hier stark prägt. Die Berge sind durchzogen mit saftig grünen Teeplantagen, die fast alle dem indischen Industriemagnaten „Tata“ gehören. Ich bin heute 15 km durch dessen Teeplantagen und über deren Berge gewandert, was nicht ganz einfach war, da mich einige Vorsteher von den Plantagen vertreiben wollten, da diese Privatbesitz sind. Die Wanderung war unglaublich schön, weil die Landschaft absolut malerisch nd die Menschen super freundlich auf mich zugekommen sind. Kurz bevor ich den Wasserfall erreichte, aß ich in einer Hüte für Teepflucker und unterhielt mich mit einem tamilischen Taxifahrer. Er erzählte mir, dass in dieser Region 26000 Teepflücker beschäftigt seien, die allesamt aus Tamil Nadu, dem Nachbarbundesland stammen. Auf meine Frage hin, warum es fast nur Tamilen seinen, antwortet er, dass Arbeiter aus Tamil Nadu kommen und die Besitzer, sowie höher Beschäftigte aus Kerala. Ich hatte schon vorher den Eindruck gewonnen, dass Kerala das reichste Bundesland Indiens ist, da überwiegend große und schöne Häuser das Straßenbild Keralas prägen.
Kerala ist ein sehr vielseitiges Paradies, das mich einerseits sehr schöne und auch einsame Strände, andererseits grüne und majestätische Berglandschaften erleben lässt. Es ist das einzige kommunistische Bundesland Indiens, dass sich mit einem hohen Bildungsniveau schmückt. Die Alphabetisierungsquote soll im Bezirk Kottayam sogar die 100% erreichen, was die Quoten westlicher Staaten sprengt. Es stimmt mit meinen Erfahrungen überein, da ich eigentlich noch an keinem Ort war, an dem ich nicht an einer Schule vorbei lief.
Die Menschen lachen hier mehr und sind noch aufgeschlossener und interessierter. Ich treffe auf viele Englisch sprechende Keraler, deren Wortschatz zwar begrenzt, aber dennoch für kurze und oberflächliche Konversationen ausreicht.
Es ist auch ziemlich witzig Plakate der CPI (Communist Party India) zu sehen, auf denen Gandhi, Nehru, Indira Gandhi, aber auch Lenin und Che Guevara abgebildet sind.In den Gesprächen fragen sie mich nach meiner Herkunft, und wenn ich Vietnam erwähne, strahlen sie noch mehr und sprechen von Ho Chi Minh, dem noch heute verehrten Freiheitskämpfer Vietnams. Mir ist noch nicht ganz klar, wie das politische System hier funktioniert, aber sie scheinen die Hürden eines Dritteweltlandes zumindest in diesem Bundesland gut zu meistern.

1 comments:

Unknown said...

Es ist schon nicht uninteressant "Abendmahl", "Kommunismus" und "Ghandi" - allesamt in einem kurzen Text - erwähnt zu sehen.

Solch eklektische Züge des Reisens sind wahrscheinlich die wirklichen Gründe, warum man das bekannte Heim verlässt und sich in die wirren unbekannten Sphären begibt.

Ich würde mir wünschen, dass du ein wenig mehr an der Oberfläche kratzt und dem Eklektizismus einwenig tiefe verleihst...

bis bald,

T.

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