Tuesday, 1 January 2008

Auf in das Unbekannte

Ich bin wieder auf Reisen und spüre die Euphorie in mir emporsteigen. Es war schön an einem Ort zu verweilen und ein geregeltes „Altagsleben“ zu haben, aber jetzt fühle ich wieder den Drang, Unbekanntes zu entdecken und zu erfahren.
Meine erste Station ist wieder das mir bekannte Bangalore, die Heimat von Pratap und Roopa, die mich beide zum Neujahr einluden. Ich kenne so ziemlich alle öffentlichen Verkehrsmittel in Indien und beschloss daher nach Bangalore per Anhalter zu fahren. Rena brachte mich zur „Chennai Bypass Road“ in Pondicherry, auf der die meisten Lastwagen Richtung Bangalore fuhren. Nach ungefähr 10 min hielt ein Lastwagen an und ich stieg durch eine kleine Tür in die Fahrerkabine ein Der Fahrer hieß Mutu und war Vater von zwei Söhnen, die mit ihm durch das Land fahren. Ich saß über dem Motor und wurde mit extrem lauter, tamilischer Musik bestrahlt. Einer der Söhne musste immer aus dem Beifahrerfenster schauen und Zeichen an die anderen Verkehrschaoten bzw. den Fahrer selber geben. Damit die Kommunikation ziwschen dem Vater (gleichzeitig auch der Fahrer) und dem Sohn (der Beifahrer) klappen konnte, befand sich über dem Fahrersitz eine Leiste mit sechs Lichtschaltern, wovon einer das Radio an- und ausschaltete. Ich wurde während der zweistündigen Fahrt also nicht konstant mit Musik bestrahlt, sondern wurde mit schreihaften Zurufen, da sie alle taub zu sein schienen, aus meiner Trance geholt. Neben diesen akustischen Wahrnehmungen spürte ich jede Unebenheit der Straße an meinem Arsch. Auch wenn die Straße eben zu sein schien, wackelte die Fahrerkabine konstant die ganze Fahrt hindurch. Richtige Unebenheiten, auch Schlaglöcher genannt, rüttelten mich kräftig durch. Ich kam mir vor als wenn ich auf einer Schleudermaschine mit Unwucht säße.
Mutu setzte mich 2 km vor Tindivanam ab und nahm nur sehr unwillig die 10 Rs (20ct) an, die ich ihm für seine Hilfe gab. Ich lief nach Tindivanam rein und hielt Ausschau nach einer Mitfahrgelegenheit. Leider gestaltete sich die Weiterfahrt als nicht so einfach wie der Beginn meiner neuen Transporterfahrungen. Mit dem Einsetzen der Dämmerung nach ca. 5km Fußmarsch hielt ich meinen Daumen auch für Linienbusse raus und nahm einen Linienbus nach Thiruvannamalai, um dort in den Nachtbus nach Bangalore einzusteigen. Ich möchte noch anmerken, dass der Fußmarsch sehr schön war, da ich die Langsamkeit des Laufens und den damit verbundenen näheren Kontakt zu den Menschen, sehr genoß. Ausnahmslos waren alle Menschen sehr verwundert mich trampen zu sehen und reagierten mit freundlicher Neugier und Interesse. Ich kam gegen 2 Uhr Nachts in Bangalore an und konnte zum Glück Pratap erreichen, der mich auch prompt vom Busbahnhof abholte.
Ich bin immer noch überwältigt von der indischen Gastfreundlichkeit, die ich hier durch alle Schichten bzw Kasten erfahre. Selbstlose Hilfe erfahre ich, egal, ob es der fremde Truckfahrer oder meine Brahminfreunde sind. Danke Indien :-)!

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