Monday 21 January 2008

Zurueck in die Hochburg

Nach meinen Ausflügen in das nicht touristische Indien bin ich jetzt wieder in einer Touristenhochburg gelandet. Kochi, früher auch Cochin genannt, ist eine sehr schöne Küstenstadt auf einer Insel, die schon die Portugiesen, Holländer und später auch die Briten zu schätzen wussten. Die Einflüsse dieser Kolonialstaaten sind heute noch in der Architektur zu sehen und im Flair der Stadt zu spüren. Es ist schon ein bisschen seltsam durch Straßen mit Fachwerkhäusern zu laufen und sehr europäische Café zu sehen. Fast alle prunkvollen Häuser der Kaufleute von damals sind heute Luxushotels und die Straßen herum sind gepflastert mit Geschäften, die vollständig auf den Touristen ausgelegt sind.
Ich hatte schon fast verdrängt wie aggressiv die Verkaufsmethoden sind, aber nachdem ich auf 200m von 8 Geschäftsbesitzern scheinheilig freundlich in das Geschäft gebeten wurde („just looking“), war es mir wieder sofort präsent.
Kochi ist sehr bekannt für seine chinesischen Fischernetze, riesige Konstruktionen von herablassbaren Netzen, die chinesische Seeleute nach Kochi brachten. Es ist auch das am meisten erscheinende Motiv in Photographien von Kerala. Neben dieser Attraktion wird in Kochi keralisches Theater und keralischer Kampfsport zelebriert.
Natürlich wollte ich mir die Netze auch anschauen und wurde prompt auf die Konstruktion eingeladen. Fand ich sehr nett von den Fischern, die mich auch am Seil ziehen ließen, aber nichts ist hier umsonst und das Aufhalten der Hand war keine Überraschung mehr.
Ich habe mir mit Rena jeweils eine Vorstellung des Kalarippayat, einer 3000 Jahre alten Kampfkunst, und Kathakali, eine Form keralischen Theaters, angeschaut. Die Vorstellungen waren extrem überteuert und nicht ganz ungefährlich. Wir saßen bei der Kampfkunstvorstellung in der 2. Reihe, als sie eine Drahtpeitsche demonstrierten, die sich während der Show in Teile auflöste. Der Frau neben uns konnte ich die Todesangst aus dem Gesicht lesen und sogar als die Show vorbei war, sah ich ihr den Schock noch an. Die Situation war urkomisch und ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen.
Die Kathakalishow war sehr interessant, da sie zuerst das Makeup der Schauspieler zeigten und dann eine Einführung in die Zeichensprache dieser Theaterform gaben. Das Theater basiert auf extrem übertriebener Mimik und Gestik, stark Kostümierten Schauspielern, sowie traditioneller indischer Musik.
Neben dem Konsum dieser vorgefertigten Häppchen, die einem jeder Reiseführer serviert, sind wir ca. 10 km durch die verschiedenen Viertel gelaufen. Innerhalb von 200m können Welten liegen. Auf der einen Seite liegt das authentische Leben Indiens, auf der anderen die schnörkellose und glatte Oberfläche des touristischen Konsums.

0 comments:

Free Blogspot Templates