Thursday 24 January 2008

An einen Ort zurueckkehren

Ich bin wieder an einen Ort zurückgekehrt, an dem ich vor einer Woche war. Es ist faszinierend wie gut ich mich hier schon orientieren kann, obwohl ich nur 3 Tage in und um Irinjalakuda verbracht hatte. Es füht sich auch sehr gut an, weil mich die Menschen wiedererkennen und gleich doppelt so freundlich sind, als ein Level erreichen, das eigentlich schon beängstigend ist.
Ich bin mit Rena per Anhalter hierher gekommen und wir mussten das letzte Stückchen eigentlich noch laufen, aber mein freundlicher Rikschafahrer, von dem ich das Motorrad vor einer Woche geliehen hatte, kam zufällig vorbei und fuhr uns kostenlos zum Hotel.
Ich habe keine Angst vor der Zukunft, weil alles sich ineinander fügt und sich so leicht gestalten lässt. Die Wahrscheinlichkeit, dass so viele glückliche Zufälle geschehen spricht gegen mich, aber wenn wir etwas wirklich wollen, „verschwört sich das ganze Universum“ (Coelho) und hilft uns es zu erreichen.
An einen Ort zurück zu kehren bedeutet auch ihn viel aufmerksamer zu betrachten und noch mehr kleine Details zu entdecken. Es war mir diesmal auch möglich einer Probe des Mohiniyattam, einer Art Gebetstanz für Frauen, beizuwohnen. Bei der Probe tanzten Mädchen und Frauen in einer Gruppe einen erstaunlich weichen und dennoch präzisen Tanz, bei dem sie eine faszinierende Körperkontrolle, sowohl der Mimik, als auch der Gestik hatten. Mir kam sofort der Gedanke, dass Frauen in Indien vieles gewissenhafter un mit großer Aufopferung betreiben als indische Männer. Die Mädchen auf der Bühne trainieren seit ihrem 4. Lebensjahr und tanzten für das ungeschulte Auge in perfekt in ihren Bewegungen. Unter den Tanzenden war auch eine Mexikanerin, die diesen Tanz seit einigen Jahren praktizierte, jedoch neben den Inderinnen viel schwerfälliger und härter wirkte. Hätte ich sie allein tanzen gesehen, wäre ich sicherlich positiv beeindruckt gewesen, aber im direkten Vergleich mit den Inderinnen, deren Bewegungen natürlich elegant wirken, hat sie noch einen langen Weg vor sich.
Der Vergleich zu den indischen Männern manifestierte sich so stark, weil ich die Kampfkunstvorfühung in Kochi eher mittelmäßig empfand und wesentlich mehr erwartet hatte. Im Gesamtbild Indien zeichnet es sich stark ab, dass Frauen sich von klein an aufopfern und Männer eher verhätschelt werden, was die Gewissenhaftigkeit stark unterentwickelt lässt.
Ich reise wieder allein und bin zum 3. Mal nach Irinjalakuda zurückgekehrt und sitze in einer Bar/Restaurant, in dem ich vor kurzem mit Rena in einem Einzelraum gesessen hatte. Neben dem Barraum, bieten sie hier sehr heruntergekommene Privatzimmer an, damit sich Mann sich auch ganz anonym betrinken kann. Mann muss hier sehr wörtlich genommen werden, da Frauen nicht trinken bzw. nicht trinken dürfen. Es wird Alkohol ausgeschenkt, die Beleuchtung ist düster, und ein lautes Stimmenwirrwar umgibt mich, was ganz ungewöhnlich für Indien ist. Zwar ist es hier ständig laut und ich bin immer von Menschen umgeben, jedoch sprechen sie wenig miteinander. Mir ist es letztens wie Schuppen von den Augen gefallen, als ich im supervollen Bus nach Kochi saß, dass mich ein riesiger Geräuschschwall aus Motorengeräuschen, Hppen, Schreien und Klingeln umgab, aber dass kein einziger Mensch im Bus sprach. Vielleicht liegt es teilweise daran, dass Frauen im Bus vorn sitzen und Männer hinten sitzen müssen. Solch eine physische Trennung, die sich auch in den Köpfen fortsetzt bzw. die mentale in die physische, fördert sicherlich nicht die Kommunikation und das Verständnis zwischen den Menschen.

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