Ich bin heute morgen aufgewacht und spürte einen Druck auf meinen Augen. Ich hatte schon befürchtet, dass ich mir dies Augenkrankheit eingefangen habe, die die Engländerin am Tag zuvor noch im Endstadium hatte. Ich blickte immer in ihre blutunterlaufenden Augen und hatte Angst diese Infektion nochmal zu bekommen. Als ich das letzte Mal in Vietnam war lief ich eine Zeitlang mit geschwollenen und blutunterlaufenden Augen durch Hanoi. Es war alles halb so wild, nach dem Frühstück, dass gar nicht so übel aus Ei, Toast, Marmelade und Butter bestand, ließ der Druck nach. Es lag wahrscheinlich an der Belastung durch den Smog in der Stadt und dem feuchtwarmen Klima. Ich will hier nicht rumjammern, aber ich habe trotzdem nicht so gut geschlafen, weil mein Bett von Bettwanzen bevölkert ist. Ich werde aber wohl wegen dem günstigen Preis es über mich ergehen lassen und mich noch ein bisschen kratzen.
Während des Frühstücks habe ich mich noch mit zwei Französinnen und einem Amerikaner unterhalten, die mir gleich ne Visitenkarte von einem sehr schönen Hostel in Udaipur (meine nächste Station) gaben.
Nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg in den Bezirk “Churchgate”, um bei British Airways meine Flugtickets ändern zu lassen, und, um mein Zugticket nach Udaipur für Mittwoch (19.) zu reservieren. Beides war ein totaler Fehlschlag, weil erstens das British Airways Büro umgezogen war und ich zweitens am Schalter für die Zugreservierung meinen Pass vorzeigen sollte. Ich hatte natürlich den Pass in meinem Schließfach im Hostel gelassen. Es hilft alles nichts, ich muss morgen nochmal mit Pass zum Reservierungsbüro dackeln.
Mein Morgen war aber nicht ganz sinnlos, da ich endlich typisch Indisch an einer Straßenküche mein zweites Frühstück bzw. mein frühes Mittag zu mir genommen hatte. Ich aß mit meiner RECHTEN Hand und fingerte mir Reis und etwas, das “bunir” heißt in den Mund. Es war sehr delikat und auch moderat, bis ich auf die Idee kam mir, wie alle anderen auch, eine grüne Chili in den Mund zu schieben. Jetzt kann ich annähernd meine Freunde verstehen, die gar nicht scharf essen und mein Essen vorgesetzt bekommen. Ich habe jetzt mehr Verständnis für eure Schmerzen ;-)!
Gesättigt machte ich mich auf zum “Marine Drive”, einer Flaniermeile direkt am Arabischen Meer. Am Meer sitzend und der Brandung lauschend betrachtete ich die Küste Mumbais, deren Skyline eher einer westlichen Metropole ähnelt. Dies steht sehr stark im Kontrast zu den zahlreichen Slums mit ihren Baracken zu Füßen der Hochhäuser. Es ist immernoch wenig faßbar, obwohl es direkt vor meinen Augen passiert.
Ich ging weiter zur “Victoria Station” (wird von den Indern als “vetee” bezeichnet), einem prunkvollen Bau, dessen Architektur als “Viktorianisch-Gothisch-Sakral-Italienisch-Orientalisch-Barokisch” bezeichnet wurde (James Cameron). Innen war es einer der belebtesten Bahnhöfe, die ich je gesehen habe. Eigentlich genauso belebt wie das britsche Pendant in London.
10 min weiter nördlich von Victoria Station lies ich mich auf einen Spaziergang durch die Basare Mumbais ein. Es war ein Lauf durch ein niemals endendes Labirynth von kleinen Ladengeschäften und Ständen. Im entferntesten Sinne ähnelt es den Flohmärkten in Berlin, nur viel chaotischer und mindestens 10 fach so groß. Nachdem ich vergeblich den Weg zurück gesucht habe, kam ich auf die glorreiche Idee meinen Minikompass zu benutzen. Es war das erste Mal, dass ic in meinem Leben einen Kompass sinnvoll benutzt habe.
Mit solch einem Glücksgefühl im Magen und der Hitze auf meinem Schädel, ließ ich mich von einem Brillenverkäufer anquatschen und in seinen Laden locken. Dort wurde ich gleich von vier Verkäufern gleichzeitig beraten, was natürlich in einem nicht mehr zu deutenden Gebrabbel endete. Letztendlich kaufte ich mir eine rechteckige und selbsttönende Klarglasbrille. Ich werde ein Photo reinstellen, wenn ich wieder einen Glücksflash habe.
Es war nun schon 17Uhr und Farheen (Globalfreetraderbekanntschaft) müsste mit ihrer Arbeit fertig sein. Ich rief sie also an und wir verabredeten uns an der “Churchgate Station” für 7 Uhr. Das Telefonat war sehr witzig. Ich stand an einem Stand der frischgepressten Zuckerrohrsaft verkaufte und eines der roten öffentlichen Telefone für 1Rs betrieb. Ich beschrieb ihr meinen Person: “1.80m groß, südostasiatische, vietnamesische Herkunft, Brille !!!!, Flip-Flops, kurze graue Hose und grün graues Hemd”. Sie musste auch lachen und beschrieb sich: “jeans, blaue jeans, rotes Shirt, indische Herkunft”.
Bis um 7 hatte ich noch ein bisschen Zeit, also suchte ich mir ein stillen und schönen Ort zum sitzen und schreiben. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass es solch einen Platz in Mumbai nicht gibt. Überall ist alles in Bewegung und jedes freie Plätzchen wird zum Handeln, als Werkstatt, oder als Schlafplatz (zu Hause) genutzt.
Letztendlich fand ich einen freien Hocker eines Wachmanns, der sich die Füße vertrat und nichts dagegen hatte, dass ich dort saß. Leider sprach er kein Englisch, wirkte aber dennoch extrem interessiert.
Das Treffen mit Farheen war sehr spannend. Ich glaube, dass sie in einer der liberalsten Familien Indiens aufgewachsen ist, obwohl sie sogar Moslem ist. Letztendlich trafen wir uns am “Eros” Kino gegenüber von der “Churchgate Station” . Sie führte mich in ein indisches Restaurant, wo sie mich typische südindische Speisen kosten liess. Ich verschlang regelrecht das leckere Essen: Idli, Masala Dosa und Utappa aus Zwiebeln. Dazu trank ich noch einen der leckersten Mangolassi, die ich bisher jemals getrunken habe.
Sie war sehr aufgeschlosse und überaus gastfreundliche Gesprächspartnerin. Farheen bestand sogar darauf das Essen zu bezahlen. Jeder Widerspruch war da zwecklos. Wir zogen dann weiter in eine Jazzbar: “It's not just Jazz at the bay”. Farheen gab mir Tips für meine Reise durch Indien und erklärte mir einige indische Traditionen wie das Ganesh Festival.
Gegen 9:30 Uhr musste Farheen nach Hause, weil sie am nächsten Tag wieder arbeiten musste. Bevor wir uns verabschiedeten gab sie mir noch 2 Telefonnummern von Freunden in Kalkutta und Sikkim. Sie lud mich auch ein am nächsten Tag mir ihr und ihren Freunden zu einer Ganeshpartie zu gehen. Natürlich sagte ich zu. Ich bezahlte diesmal, brachte sie zum Bahnhof und machte mich auf den Rückweg nach Colaba.
Am Tage fühle ich mich total sicher in Mumbai, jedoch waren mir bei Nacht einige Gestalten doch ein bisschen suspekt. Ich bin aber sicher in meinem Hostel angekommen.
Letzte Anmerkung für heute: In Mumbai könnte ich noch zum Vegetarier werden. Die Zubereitung der vegetarischen Speisen hier, lässt mich kaum noch an Fleisch denken. Alles sehr lecker!
Monday, 17 September 2007
Paranoider Morgen
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2 comments:
wow - das ging schnell, hat deine Weltreise also tatsaechlich schon angefangen. Ich wuensch dir viele tolle neue Eindruecke. So wie die Einsicht, dass es tatsaechlich irgendwo auf der Welt Essen gibt, dass dir zu scharf ist :) Blogge und fotografiere weiter so fleissig und lass dich nicht beklauen, ist einer Bekannten die auch grad in Indien verweilt vorgestern passiert.
ps: falls du dich schonmal gedanklich ein wenig auf eine der kommenden Etappen vorbereiten willst, bring ich hier mal ganz unverschaemt Schleichwerbung fuer das Blog meiner Schwester: www.inchile.de
Jupp, vielen Dank, ich werde mal raufschauen.
Bisher hatte ich noch keine Probleme mit Dieben und ich hoffe das bleibt auch so.
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