Saturday, 22 September 2007

Vollkommene Zufriedenheit

Ich habe wunderbar in meinem ruhigen Zimmer geschlafen und die Sonne hat mich am Morgen geweckt. Die Sonnenstrahlen fielen durch das buntgefärbte Glas und färbten dann Zimmer in Regenbogenfarben. Es war ein Versprechen für einen wunderschönen Tag. Nach einem Frühstück auf der Dachterasse des Hotels, ging ich wieder zum Fahrradverleih, um mir erneut ein Fahrrad auszuleihen. Zwischenzeitlich hatte ich überlegt, ob ich mir lieber ein Moped leihen sollte, verwarf aber diese Idee, weil es mit dem Fahrradd ohne Motorengeräusche schöner ist, die Stadt zu erkunden. Der Verleihmensch erkannte mich sofort wieder und schien gleich Freundschaft schließen zu wollen. Er gab mir auch sofort das gleiche Fahrrad von gestern. Heute habe ich den Norden von Udaipur mit seinem zweiten See erkundet. Im Norden befindet sich der “Fateh Sagar” See, an dessen Ostseite sich der “Pratap” Garten und in dessen Mitte sich der “Nehru” Park befinden. Der Nehru Park wurde auf einer künstlichen Insel angelegt, ähnlich den Wasserpalästen. Ich verweilte lang in den Parks und genoss bseonders die Ruhe auf der Insel.
Zwischendurch trainierte ich ein bisschen Capoeira auf der Insel und versuchte dem Parkwächter, ohne Worte zu benutzen, Capoeira beizubringen. Es war sehr lustig als sich alle Parkangestellten um uns versammelten, fast wie bei einer richtigen Roda.
Der Parkwächter stellte sich im Nachhinein als Bootsfahrer heraus, der mich später an das andere Ufer schiffte. Ich gestikulierte ihn fragend, ob es möglich sei, dass ich das Boot nach drüben navigiere. Ein großes Lächeln und ein Nicken signalisierten mir, dass es kein Problem sei und er Boot mir das Steuerruder an. Dann kurvten wir beide, da ich der einzige Passagier war, zusammen über den See. Als wir in der Nähe den Stegs waren, wollte ich ihm das Ruder zurückgeben, aber er verneinte und ließ mich das Andockmanöver durchführen. Ich verabschiedete mich mit einem “namaste” und zusammengelegten Handflächen.
Voll mit Glücksgefühlen wie schön die Kommunikation unter Menschen sein kann, obwohl sie nicht die gleiche Sprache sprechen, umrundete ich den See mit meinem Fahrrad. Diese Begegnung hinterliess in mir mehr Spuren, als alle Bekanntschaften mit Engländern in den letzten zwei Jahren. Dem Märchen von Coelho folgend, würde der Alchimist sagen, dass ich Kontakt mit der Seele der Welt hatte. Ich bin eigentlich Atheist, aber diese spirituelle Beschreibung Coelhos vom Glücksgefühl trifft es ziemlich gut. Der Punkt ist, dass ich solch eine Zufriedenheit nur selten in meinem Leben gespürt habe. Die Weltreise ist eine der verrücktesten und besten Ideen, die ich jemals hatte. Die Risikobereitschaft und die Neugier wird hoffentlich immer ein Teil von mir bleiben.
Am späten Nachmittag saß ich im Internetcafe neben einem Israeli, der, kaum zu fassen, Schach im Internet spielte. Ich mag Schach, aber in Indien würde ich nie und nimmer Schach im Web spielen. Ich fragte ihn also, ob er nicht lieber mit mir bei einer Tasse Chaitee auf der Dachterasse Schach spielen wolle. Er nahm dankend an, da er schon seit geschlagenen drei Stunden vor dem Computer hockte und Schach spielte. Auf der Terasse spielten wir sehr schöne und ausgewogene Spiele. Wir waren beide in etwa gleich gut und hatten Spaß an den verschiedenen Stellungen und Kombination. Später unterhielten wir uns noch en wenig, aber es war schwierig das Gespräch am laufen zu halten. Ich musste auch bald meinen Bus nach Jaipur nehmen und verabschiedete mich von ihm.
Am Busbahnhof, der eigentlich nur eine normale Strasse war, traf ich ein sehr sympathisches iranisches Pärchen. Es stellte sich heraus, dass sie beide Deutsch sprachen und wir mussten alle sehr lachen, weil wir uns fast das ganze Gespräch über auf Englisch unterhielten. Sie haben ähnliche Pläne wie ich, nach Südostasien zu reisen. Wir haben Emails ausgetauscht und werden uns, wenn möglich in Thailand oder Vietnam wiedersehen.

2 comments:

Anja said...

Das scheint ein besonders toller Tag gewesen zu sein. Man merkt es deinem Text an. Hoffe, dass du mehr solcher Glücksmomente erfährst. Dafür musst du dich vielleicht ein wenig von dem Atheismus verabschieden oder deine Glaubensdefinition erweitern... ;-)

unbeschwerte Grüße aus Babelsberg.

bizillianer said...

Oh, ja dieser Tag war der beste meiner Reise bisher, besonders im Kontrast zu meinem jetzigen Aufenthalt in Jaipur. Näheres schreibe ich im nächsten Artikel.
Gruss zurück aus Jaipur

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