Tuesday 11 November 2008

Ich habe schon seit geraumer Zeit nichts mehr geschrieben. Bestimmt hat der digitale Wüstenwind alle meine Spuren verweht. Ich schreibe aus dem kosmopolitischem Melbourne, einer Stadt, in der ich nicht auffalle, weil es den Typus Australier hier einfach nicht gibt. In diesem bunten menschlichen Potpurri der Nationen fallen traurigerweise nur noch Aborignis auf. Ich laufe durch die Straßen, begegne Asiaten, Araber, Inder, Menschen aller Coleur. Jedoch sah ich bisher kaum die Ureinwohner Australiens. Ich möchte hier kein Vorurteil bedienen, aber bisher nahm ich Aboriginies nur als soziale Randschicht war. Ich sehe sie vereinzelt auf den Parkbänken und vor Sozialstationen betäubt und ohne Antrieb sitzen. Ich habe bisher jedoch auch nur einen minimalen Ausschnitt gesehen, da ich mich ausschließlich in Städten aufgehalten habe.
Mein Niederlassen in Melbourne stellte mich vor ganz neue Herausforderungen. Meine abstrahierende Klarsicht des verantwortungslosen Reisens musste sich an mein Leben hier anpassen. Im ersten Monat waren es ganz einfache Bedürfnisse der Sicherheit. Angefangen vom eigenen Dach über dem Kopf, über den leeren Kontostand bis zu einem planbaren Leben. Es gelang mir nicht immer in dieser Wolke von Zwängen meine innersten Bedürfnisse zu erkennen. Ich empfinde es ein wenig paradox, dass das Reisen die innere Entwicklung betont, wohingegen das Niederlassen stark durch äußere Zwänge bestimmt ist. Lässt sich alles erklären, aber das Gefühl des paradoxen bleibt.

Ihr wollt sicherlich wissen, was ich denn hier eigentlich so treibe. Ich arbeite die meiste Zeit , trainiere Capoeira mit einem super guten Mestre und versuche mich photographisch weiter zu entwickeln.
Ich könnte euch auch schreiben, dass ich jeden Morgen aufstehe, mich auf mein Fahrrad setze, 20 min zur Bushaltestelle radle, um nach 30 min Bus auf Arbeit mich in meinen Designeranzug zu quälen. Im Bus habe ich dann hoffentlich auch meine nächste Spanischlektion verinnerlicht. Spanisch hat leider nichts mit meinem Job zu tun, mache ich einfach so, um mich auf künftige Reisen vorzubereiten ;-). Der Bus bringt mich in eine völlig andere Welt. Im Positivem kann ich eine Sozialstudie durchführen und mich in empathischer Kommunikation üben, die mich dazu zwingt mehr Verständnis für mein Gegenüber zu entwickeln. Im Negativen langweile ich mich zu Tode und lasse meine Neuronen vielleicht 2 mal pro Stunde blitzen (kein Anspruch auf wissenschaftliche Überprüfbarkeit ;-) ).

Ich gehe jetzt ins Bett, bevor ich noch mehr Nonsense von mir gebe.

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