Sunday 30 September 2007

Indische Weihung

Nachdem ich so überzeugt von meinem stählernden Magen berichtet habe, kam die Quittung auch schon ein paar Tage später.Zu meinem Geburtstag bin ich mit Anirban und Sandeep in ein sehr gehobenes indisches Restaurant gegangen. Abirban ist ein Freund von Shweta, einer Freundin von Farheen aus Mumbai. Sie gaben mir einfach die Nummer von Anirban und ich sollte mich bei ihm melden, sobald ich in Dehli bin.Das Essen war durchschnittlich, da ich von solch einem gehobenen Restaurant auch außergewöhnliches Essen erwartet hatte. Das Gespräch mit den beiden war sehr interessant und anregend. Die beiden gehören der gehobenen Mittelschicht an, waren um die Mitte 30 und holten mich mit ihrem nagelneuen Auto ab. Sandeep hat in den USA seinen Master gemacht und nach 2 ½ Jahren seinen Doktor abgebrochen, um nach Indien zurückzukehren. Sie waren beide sehr liberal im Denken, aber ich hatte das Gefühl, dass ihre Verpflichtungen für Familie und Karriere zu groß waren, um ihrer Neugier zu folgen.Wir hatten also einen sehr schönen Austausch von Ideen und ich erfuhr auch noch mehr über die Geschichte Indiens.Sie fuhren mich gegen Mitternacht wieder zurück zum Hotel und ich lud sie nochmals ein, mich in Berlin zu besuchen, falls ich dort sein würde.Das böse erwachen kam dann in der Nacht, als mein Magen mich auf Toilette schickte. Die Nacht verbrachte ich nicht in meinem Bett, sondern auf der Toilette. Ich hatte in meinem Leben noch nie solch einen Durchfall und solche Übelkeit, gepaart mit riesigen Magenschmerzen. Es war sehr seltsam, weil ich sonst immer in den Straßenküchen esse und mich total wohl fühle, aber kaum esse ich in einem gehobenen Restaurant, rebelliert mein Magen. In meinem Reiseführer steht, dass einige Restaurants ihre Gäste vergiften und dann einen Artzt ihrer Wahl rufen, um überteuerte Gebühren von den Versicherungen zu verlangen. Naja, ich glaube, das war dann die indische Weihung für meinen Körper und Geist.Ich bin jetzt in Rishikesh, einem Dorf 280km nördlich von Dehli und die Zwischenstation auf den Weg in den Himalaya. Es ist wundervoll hier, die Luft ist sauber und die Menschen sind absolut zurückhaltend. Ich habe ein paar Amerikaner und einen Briten im Zug nach Haridwar (Stadt nahe Rishikesh) getroffen. Sie sind sehr aufgeschlossen und ich teile mir sogar mit dem Briten ein Zmmer. Ich glaube aber, dass er nicht mehr wirklich britisch ist, weil er schon seit zwei Jahren durch die Welt reist.An diesem perfekten Ort zum erholen, meditieren und sich inspirieren lassen, werde ich meine Beine in den Ganges baumeln lassen und meinen Magen sich erholen lassen.

Wednesday 26 September 2007

Dehli oder das Zentrum der Frauenrechte

Dehli ist eine ausgesprochen schöne und lebendige Stadt. Ich habe heute zusammen mit Till, einem Deutschen, den ich im Zug getroffen hatte, den “Main Bazar” und “ den Bezirk “Neu Dehli” mit dem Fahrrad erkundet. Der Basar stralte eine choatische Atmosphäre aus, in der sich dennoch und vielleicht gerade deswegen zahlreiche Touristen tummelten. Die Straßen rund um den Basar wandeln sich langsam zum Touristenbezirk.
Erste Bedenken auf Seiten Tills, mit dem Fahrrad durch Dehli zu fahren, verflogen schnell, da sich das fahren als weniger gefährlich herausstellt, als man vom bloßen zusehen vermutet. Nach ersten Orientierungsschwierigkeiten fanden wir unseren Weg zum tibetischen Markt, der keiner mehr war, und zur Touristeninformation, die nicht besonders informativ war. Nach diesen Fehlschlägen, fuhren wir schließlich zum Qantasbüro, da es in der Nähe lag. Diesmal konnte ich ganz problemlos meine Tickets umbuchen. Die sehr nette und reife Frau hinter dem Schalter ließ mich sogar noch einen indischen Bekannten hier in Dehli anrufen, mit dem ich mich für das Abendessen verabredete.
Wir fuhren dann relativ ziellos durch Dehli und ließen die Stadt auf uns wirken. Der Stadtteil von Neu Dehli wurde von den Briten geplant und dem entsprechend sind die Straßen weit und nicht verwinkelt.
Wir hielten zwischendurch an ein paar Saftständen, in denen ich mich mit sehr leckerem, frisch gepresstem Saft erfrischte. Till tat mir ein bißchen leid, da sein Magen bzw. sein Angst ihn daran hinderte, sich auch zu erfrischen.
Wir stießen zufällig auf das “India Gate”, dass in Anlehnung an den “Arc de Triomphe” entworfen wurde. Nachdem wir den touristischen Teil (Parade betrachten und ein paar Photos schießen) hinter uns gebracht hatten, trafen wir auf eine Gruppe von Studenten mit Plakaten. Sie erklärten uns, dass sie gegen die sexuelle Belästigung durch eine Horde von Polizeiantwärtern demonstrierten, die letzte Woche, nach einer Musterung in Dehli, junge Frauen der Universität Dehli sexuell belästigten.
Nun war es schon 3 Uhr und wir hatten ziemlich großen Hunger. Also sagten wir ihnen, dass wir etwas zu essen suchen würden und dann zurückkehren. um an der Demonstration teilzunehmen. Wann hat man schon die Gelegenheit an einer indischen Demonstration teilzunehmen? Wir gingen zu einer Straßenküche in der Nähe, aßen gebratenen Reis und kehrten zum “India Gate” zurück. Wir kamen gerade noch rechtzeitig, da sich der Demonstrationszug langsam in Bewegung setzte. Die Studenten schrien Parolen in Englisch wie: “we want justice” (wir wollen Gerechtigkeit) und einige in Hindi, die ich leider nicht verstand. Es war schon witzig, zu sehen, wie viele Polizisten die knapp 40 Studenten begleiteten und wie viel Photographen vor der Gruppe rannten. Der Zug endete am Parlament und nach ein paar Reden über Frauenrechte und geduldete Belästung in Indien, löste sich die Demonstration auf.
Wir unterschrieben noch eine Aktivistenliste und schauten uns noch das nahe liegende Observatorium an. Am Observatorium parkten wir unsere Fahrräder vor einem Parkplatz und zwei indische Passanten versuchten Geld von uns dafür zu verlangen. Der eine Typ sagte: “You have to pay 200Rs to park here” (Ihr müsst 200Rs bezahlen, um hier zu parken). Ich sagte ihm, dass es normalerweise nur 2Rs oder 5Rs kostet, aber sie bestanden auf ihre 200Rs. Daraufhin meinte ich: “Go and F**k yourself, I call the police” (..., ich rufe die Polizei). In diesem kurzen Augenblick schauten wir uns in die Augen und ich war nicht sicher was sie tun würden. Ich glaube sie waren sich auch nicht sicher, ließen es aber sein und wir konnten kostenlos parken.
Nach dem Observatorium fuhren wir zurück zum Hotel und ich genoß ein sehr leckeres “chicken butter masala” mit Reis und Chaitee. Beim Abendessen unterhielten wir uns mit einem schweizer “sadu”, der sich als Avatar Shiva's bezeichnete. Sehr interessantes Gespräch über die Möglichkeit der Menschen ihr Leben aktiv zu gestalten.
Der indische Freund musste leider noch arbeiten und konnte nicht zu uns stoßen. Wir verschoben es auf morgen.

Agra und das Taj Mahal

Ich bin jetzt in Agra, sitze im Taj Mahal und sehe den Touristenstrom an mir vorbeiziehen. Das Taj Mahal ist sehr beeindruckend durch seine Dimension und den Deteilreichtum, sobald man näher tritt. Es markiert den Höhepunkt der Moghularchitektur und ist zu Recht eines der Weltwunder.
Es gibt zwei Versionen, warum das Taj Mahal errichtet wurde. Die erste, romantische und von der indischen Regierung forcierte ist die, dass der Herscher Akbar das Taj Mahal als Grab und Denkmal für seine Lieblingsfrau errichten ließ. Es ist also das Symbol ewiger Liebe. Die zweite, von den Geschichtswissenschaftlern vertretene Version ist die, dass Akbar so größenwahnsinnig war, dass er das Taj Mahal mit seinem Garten als Himmel auf Erden errichten ließ, um seinem gottgleichen Status Ausdruck zu verleihen.
Religionswissenschaftlich betrachtet symbolisiert das Taj Mahal auch Akbars Versuch den Hinduismus mit dem Islam zu verbinden und dadurch das Land zu befrieden. Betrachtet man das Taj Mahal von Nahem, erkennt man Blumenmuster, zahlreiche Fresken und Verse aus dem Koran. Die Blumenmuster und Fresken sind typisch indischer Kultur und die Koranverse zeugen von der tiefen Verbindung mit dem Islam. Zu beiden Seiten des Taj Mahal befinden sich in perfekter Symmetrie zwei Moscheen. Das ganze Taj Mahal ist in perfekter Symmetrie errichtet. Sogar die Fußwege wurden in absoluter Symmetrie angelegt und jede Bodenplatte hat ihre Korrespondierende. Jedoch enthält das Eingangstor einen Fehler, um die Unterscheidung zum waren Himmel zu gewährleisten. Ein sehr interessantes Detail ist die proportionale Größenänderung der Buchstaben der Koranverse. Betrachtet man die Verse von unten, erscheinen alle Buchstaben gleich groß. Wären die Buchstaben immer mit der gleichen Größe an das Taj Mahal angebracht, würden die Buchstaben weiter oben aber kleiner wirken.
Leider ist es sehr bewölkt und es ist mir nicht möglich die Farbänderungen des Taj Mahal zu sehen. Durch den feingeschliffenen Mamor, der eine ziemlich stark reflektierende Wrikung hat, soll sich das Taj Mahal ständig in einem anderen Licht und einer anderen Schattierung zeigen.
Das Taj Mahal ist für mich eine Oase im hektischen Agra. Als ich gestern ankam und mit einem Fahrrad zum Agra Fort gefahren bin, boten mir 3 Rikschafahrer an mich zu fahren, obwohl sie sahen, dass ich selbst fahren wollte. Dort angekommen erlebte ich die aggresivsten Straßenverkäufer und Touriguides, die ich bisher getroffen hatte. Wenn das Taj Mahal nicht gewesen wäre, hätte ich mir sofort ein Ticket nach Dehli für den selben Tag gekauft.
Jetzt sitze ich aber ganz entspannt im Garten vom Taj Mahal und gehe hier erst wieder raus, um meinen Zug nach Dehli zu nehmen.

Monday 24 September 2007

Gourmettag

Nachdem der gestrige Tag nicht besonders erfüllend war, ist der heutige sehr schön gewesen. Ich bin zusammen mit einem Israelischen Paar zum Amber Fort gefahren, dass etwa 10km nördlich von Jaipur liegt. Das Fort muss einst sehr beeindruckend gewesen sein, jedoch lässt sich dies nur noch teilweise erahnen, da es schlecht gepflegt wird. In dem Fort sah ich dann eine Traube von Touristen durch das Fort maschieren. In meinen bisherigen Stationen hatte ich dieses Phänomen bisher noch nicht und fand das sehr angenehm. Eine Karawane von Elephanten brachte, die meist westlichen, Touristen hoch zum Fort, dass nicht besonders hoch lag. Die Elephanten sahen tottraurig und misshandelt aus. Die Elephantenführer saßen auf den Nacken der Elephanten und schlugen brutal auf den Schädel der Tiere ein um nur ein bißchen schneller wieder unten zu sein und die nächsten Touristen hoch zu chauffieren. Bei einigen Tieren erkannte ich noch den Schorf vom blutigen Schlagen. Es ist sehr traurig solch intelligente Tiere augebeutet und ein degradierendes Leben fristen zu sehen. Aber so lange es noch Menschen gibt, die trotz der offensichtlichen Misshandlungen, die Attraktion erleben und sich ihrer Bequemlichkeit hingeben müssen, wird sich hier im Kleinen nichts ändern. Ich spreche hier noch nicht einmal davon, ob wir überhaupt das Recht haben die Tiere zum Touristenkutschieren zu missbrauchen. Ich will mich hier nicht mehr darüber auslassen.
Ich verstand mich mit den Israelis sehr gut und wir zogen später zusammen zu Fuß durch die Stadt. Wir fuhren zum Observatorium, dass aus einem Park bestand, in dem verschiedene Anlagen zur Bestimmung der Zeit und der Position der Himmelskörper standen. Es war sehr spannend von den verschiedenen Verfahren zu lesen und dann an den menschengroßen Modellen zu betrachten.
Nach einem guten späten Mittag sind wir dann zum Lassiwallah gefahlen, einem 100 Jahre alten Lassibetrieb. Das Lassiwallah ist stadtbekannt und sehr beliebt sowohl bei Einheimischen, als auch Touristen. Der Lassi wird in Tontassen serviert, die nach dem Trinken einfach zerschlagen und weggeschmissen werden. Ich habe dort den besten Lassi meines Lebens genoßen. Er schmeckte äußerst cremig, leicht säuerlich süß und mit einer Note Vanille. Sie bereiten den Lassi in einer Art Riesenmixer zu, der wie eine umfunktionierte Bohrmaschine aussieht. Für den Lassi verwenden sie eigentlich nur Joghurt und geben auch keine Milch oder Sahne hinzu.
Ich glaube, dass ich hier in Indien nicht nur Lassisüchtig, sondern auch Chaiteesüchtig werde. Während ich hier schreibe, trinke ich meinen 7. Chaitee des Tages.
Am Abend aß ich dann noch das beste Tandori Hähnchen der Stadt auf dem Dachrestaurant des “Pearl Palace” zusammen mit dem israelischen Pärchen.
Dieser Tag gefiehl meinem Gaumen besonders gut und weil ich sehr gern gutes Essen geniesse, war der Rest meines Selbst auch höchst zufrieden.

Sunday 23 September 2007

Jaipur die Touristenfalle

Ich sitze gerade auf der Terasse vom “Pearl Palace” und erhole mich von den Strapazen der Busreise. Es spielte eigentlich keine Rolle, ob ich den Sitz oder die Schlafkabine gebucht haette. Ich habe kaum ein Auge zugetan, weil die Busfahrt einer Achterbahnfahrt glich. Ich flog regelmäßig in meiner Kabine von links nach rechts und von unten nach oben. An die Geräuschkulisse, bestehend aus ständigem Hupen und lauten Gesprächen unter meinen indischen Mitfahrern, gewöhnte ich mich recht schnell. Als ich mein Gepäck dann 7Uhr Morgens neben dem Bus stehen sah, wusste ich, dass ich wohl in Jaipur angkommen war.
Nach ein bißchen Feilschen mit dem Rezeptionisten überließ er mir ein Zimmer für 250Rs (=5€). Das Zimmer, dass er mir gab, war nicht sein Geld wert, aber das Ambiente des Hotels, mit seiner schönen Dachterasse, gemütlichem Warteraum und der kostenlosen Bibliothek, rechtfertigte den Preis.
Ich saß also auf der Dachterasse und lud meine “Batterien” mit einem köstlichen Frühstück auf. Ich aß “Momos”, eine tibetanische Wantansuppe, die mir eine Norwegerin in Mumbai empfohlen hatte. Eigentlich war es dann schon auch mein frühes Mittagessen. Eigentlich wollte ich sofort los und die Stadt erkunden, war aber so müde, dass ich ein kleines Nickerchen halten musste.
Nachdem Udaipur so ein entspanntes und erfüllendes Erlebnis war, empfand ich Jaipur als nervende Touristenfalle. Ich wollte mir wieder ein Fahrrad ausleihen und die Stadt auf eigene Faust erkunden, aber ich liess mich von einem Rikschafahrer anquatschen, der mir anbot mich den ganzen Tag durch die Stadt zu fahren und mir einiges zu den Sehenswürdigkeiten zu erzählen. Er verlangte dafür auch nur 60Rs (=1.20€). Der Harken an der Sache war, dass ich nach der Sightseeingtour noch durch ein paar Geschäfte seiner Wahl gehen sollte, ohne irgendeine Kaufverpflichtung, damit er eine Provision für einen gebrachten Touristen bekäme. Ich liess mich also darauf ein und wir fuhren zu allen Sehenswürdigkeiten der Innenstadt und er erzählte mir ein wenig darüber. Als jedoch der Shoppingteil des Tages anfing, wurde es sehr nervenaufreibend, weil ich mich regelrecht gegen die Verkäufer verteidigen musste (nicht physisch, aber ständig mental). Sie nötigten einen ständig zum Kauf von überteuerten Produkten und erzählte alle die gleichen Ammenmärchen vom Fairtradehandel und den armen Familien, die sie unterstützen würden. Nach der vermeintlich abgemachten kurzen Einkaufstour von drei Stunden wurde es dunkel und er brachte mich zurück zu meinem Hotel. Ich stieg so genervt und voller negativer Gefühle aus der Rikscha und schwor mir nie wieder so ein Scheiß mitzumachen.
Die Stadt ist eigentlich nur an mir vorbei gezogen, ohne das ich sie wirklich wahrgenommen habe. Das einzig schöne war dann der Nachtbesuch eines Bollywoodkinos. Es war ziemlich kurios eine partyhafte Stimmung und Lautstärke verursacht durch 200 Inder zu bestaunen, während ein Bollystreifen lief. Klatschen und Jubel bei pathetisch kreierten Höhepunkten machten das Kinoerlebnis einzigartig.
Ich hoffe, dass Jaipur nicht ganz so schlecht ist, wie ich bisher den Eindruck habe.

Saturday 22 September 2007

Vollkommene Zufriedenheit

Ich habe wunderbar in meinem ruhigen Zimmer geschlafen und die Sonne hat mich am Morgen geweckt. Die Sonnenstrahlen fielen durch das buntgefärbte Glas und färbten dann Zimmer in Regenbogenfarben. Es war ein Versprechen für einen wunderschönen Tag. Nach einem Frühstück auf der Dachterasse des Hotels, ging ich wieder zum Fahrradverleih, um mir erneut ein Fahrrad auszuleihen. Zwischenzeitlich hatte ich überlegt, ob ich mir lieber ein Moped leihen sollte, verwarf aber diese Idee, weil es mit dem Fahrradd ohne Motorengeräusche schöner ist, die Stadt zu erkunden. Der Verleihmensch erkannte mich sofort wieder und schien gleich Freundschaft schließen zu wollen. Er gab mir auch sofort das gleiche Fahrrad von gestern. Heute habe ich den Norden von Udaipur mit seinem zweiten See erkundet. Im Norden befindet sich der “Fateh Sagar” See, an dessen Ostseite sich der “Pratap” Garten und in dessen Mitte sich der “Nehru” Park befinden. Der Nehru Park wurde auf einer künstlichen Insel angelegt, ähnlich den Wasserpalästen. Ich verweilte lang in den Parks und genoss bseonders die Ruhe auf der Insel.
Zwischendurch trainierte ich ein bisschen Capoeira auf der Insel und versuchte dem Parkwächter, ohne Worte zu benutzen, Capoeira beizubringen. Es war sehr lustig als sich alle Parkangestellten um uns versammelten, fast wie bei einer richtigen Roda.
Der Parkwächter stellte sich im Nachhinein als Bootsfahrer heraus, der mich später an das andere Ufer schiffte. Ich gestikulierte ihn fragend, ob es möglich sei, dass ich das Boot nach drüben navigiere. Ein großes Lächeln und ein Nicken signalisierten mir, dass es kein Problem sei und er Boot mir das Steuerruder an. Dann kurvten wir beide, da ich der einzige Passagier war, zusammen über den See. Als wir in der Nähe den Stegs waren, wollte ich ihm das Ruder zurückgeben, aber er verneinte und ließ mich das Andockmanöver durchführen. Ich verabschiedete mich mit einem “namaste” und zusammengelegten Handflächen.
Voll mit Glücksgefühlen wie schön die Kommunikation unter Menschen sein kann, obwohl sie nicht die gleiche Sprache sprechen, umrundete ich den See mit meinem Fahrrad. Diese Begegnung hinterliess in mir mehr Spuren, als alle Bekanntschaften mit Engländern in den letzten zwei Jahren. Dem Märchen von Coelho folgend, würde der Alchimist sagen, dass ich Kontakt mit der Seele der Welt hatte. Ich bin eigentlich Atheist, aber diese spirituelle Beschreibung Coelhos vom Glücksgefühl trifft es ziemlich gut. Der Punkt ist, dass ich solch eine Zufriedenheit nur selten in meinem Leben gespürt habe. Die Weltreise ist eine der verrücktesten und besten Ideen, die ich jemals hatte. Die Risikobereitschaft und die Neugier wird hoffentlich immer ein Teil von mir bleiben.
Am späten Nachmittag saß ich im Internetcafe neben einem Israeli, der, kaum zu fassen, Schach im Internet spielte. Ich mag Schach, aber in Indien würde ich nie und nimmer Schach im Web spielen. Ich fragte ihn also, ob er nicht lieber mit mir bei einer Tasse Chaitee auf der Dachterasse Schach spielen wolle. Er nahm dankend an, da er schon seit geschlagenen drei Stunden vor dem Computer hockte und Schach spielte. Auf der Terasse spielten wir sehr schöne und ausgewogene Spiele. Wir waren beide in etwa gleich gut und hatten Spaß an den verschiedenen Stellungen und Kombination. Später unterhielten wir uns noch en wenig, aber es war schwierig das Gespräch am laufen zu halten. Ich musste auch bald meinen Bus nach Jaipur nehmen und verabschiedete mich von ihm.
Am Busbahnhof, der eigentlich nur eine normale Strasse war, traf ich ein sehr sympathisches iranisches Pärchen. Es stellte sich heraus, dass sie beide Deutsch sprachen und wir mussten alle sehr lachen, weil wir uns fast das ganze Gespräch über auf Englisch unterhielten. Sie haben ähnliche Pläne wie ich, nach Südostasien zu reisen. Wir haben Emails ausgetauscht und werden uns, wenn möglich in Thailand oder Vietnam wiedersehen.

Friday 21 September 2007

Auf in den Norden nach Udaipur

Ich sitze jetzt auf der Dachterasse des Lakeview Hotels und fühle mich nach einer Dusche und der Zugfahrt richtig wohl.Die Zugfahrt nach Udaipur dauerte 18h, statt der angesetzten 16h, aber ich verspüre hier eigentlich keinen Zeitdruck mehr. Ich bin zweite Klasse im Liegewagen gereist und genoss ein bisschen mehr von der indischen Kultur und Landschaft. Gruppen von Indern (meist Frauen) sangen durchgehend indische Folklore bis es Zeit für die Nachtruhe war.Verdursten oder Verhungern kann man in indischen Zügen auch nicht, da ständig Verkäufer von Snacks und Getränken durch den Zug rennen. Ich hätte meine Uhr nach dem Chaiteeverkäufer stellen können.Mein Dinner bestelle ich bei einem kleinen Inder, der das Essen an der nächsten Station zubereiten ließ und mir dann direkt in Abteil brachte. Zweiter Klasse hin oder her, der Service ist auf jedenfall besser als im Speisewagen der Deutschen Bahn.Auf der langen Zugfahrt las ich den “Alchimisten” von Coelho durch und bin mit sehr viel positiver Energie und Tatendrang in Udaipur angekommen.Ich habe gerade mit einem israelischen Pärchen geredet und mir noch ein paar Ratschläge für Udaipur geholt. Wir sprachen auch über ihre Gefühle zu Deutschland heute und ich konnte deutlich spüren, dass der Schmerz tief verwurzelt durch die Generationen getragen wurde. Es ist auch nicht sehr verwunderlich, da sie erst die 3. Generation nach dem Holocaust sind. Sie spüren indirekt die Auswirkungen noch. Sicherlich auch bedingt durch den Palästinakonflikt musste sie zum Beispiel 2 Jahre und er 3 Jahre Wehrdienst leisten. Ich aß mein Mittag zu Ende und wir gingen unserer Wege.Ich erkundete Udaipur zunächst zu Fuss, habe aber später mir ein Fahrrad für 25Rs (=50ct) ausgeliehen und bin dann ohne Unfall durch Udaipur gekurvt.Ich frage mich wie ich früher ohne Kompass ausgekommen bin. Die Orientierung, vor allem hier in Indien, fällt mir wesentlich leichter, zumal kaum Straßenschilder vorhanden sind.Ich bin heute ungefähr 5km Fahrrad gefahren und habe Bäche geschwitzt. 5 km sind normalerweise ein Witz, aber bei 30°C im Schatten, einem Rucksack auf dem Rücken und hügeligen Straßen ist das nicht ganz so einfach.Udaipur ist wahnsinnig schön, was der Stadt den Ruf der romantischsten Stadt Indiens verleiht. Ich habe sogar ein Schild gelesen, auf dem sie Udaipur das Venedig Indiens nennen. Naja, Atmosphäre vielleicht, aber es fehlen noch die Brücken. Errichtet an zwei Seen säumen sich Paläste und weißgewaschene Häuser an den Ufern. Auf den Seen befinden sich Wassserpaläste, die majestetisch aus dem Wasser ragen. Ich lief heute durch den “City Palace”, dem zweitgrößten Palast Indiens nach dem Taj Mahal. Reich verzierte Balkone, Wandmalereien und gigantische Mosaike verzieren den Palast. Nach einer Bootstour zum Jagmandir Seepalast, der früher als Lustinsel genutzt wurde (heute leider nicht mehr ;-) ), war ich ziemlich ausgehungert und fuhr mit meinem Fahrrad südlich stadtauswärts. Die verdutzten Strassenköche wollten nicht recht glauben, dass ich wirklich mit dem Fahrrad gekommen bin, um etwas bei ihnen zu essen. Ich aß sehr leckeres Dal mit fritiertem Brot für 10Rs (=20ct). Am Ende gab ich ihnen ein wenig mehr, weil ich das Gefühl hatte, dass sie sich viel mehr darüber freuen würden. Ich fuhr weiter aus der Stadt, bis die Strasse in einem Sandweg mündete und ich endlich keine Abgase mehr roch. Ich dachte die Luftverschmutzung sei ein Problem Mumbais als große Metropole, aber hier in Udaipur mit seinen knapp 80000 Einwohnern ist es genauso schlimm.Am frühen Abend genoß ich einen traumhaft schönen Sonnenuntergang und brachte später mein Fahrrad zurück zum Verleih.Hier zurück im Hotel muss ich eingestehen, dass ich in meinem ganzen Leben vielleicht zweimal meine Sachen mit meinen Händen gewaschen habe. Auf meiner Reise wird das aber wohl eher zur Normalität werden müssen. Die paar Klamotten wuschen sich echt schnell und trocknen bei diesen Temperaturen fast schneller als ich wasche.

Tuesday 18 September 2007

Odyssee durch Mumbai

Heute war mein erster nicht touristischer Tag, jedoch bisher auch der anstrengenste. Ich fuhr erst durch halb Mumbai, weil ich meine Flugdaten ändern wollte. Nach einer Odyssee mit Bus, Bahn und Taxi stand ich vor dem Gebäude, dass mir die Touristeninformation für das Büro von British Airways gegeben hatte. Der freundliche Wärter schüttelte nur den Kopf und gab mir eine Karte, auf der die neue Addresse stand. Ich nahm erneut den Bus und fuhr zur neuen Addresse. Die Busfahrt verlief jedoch nicht so angenehm, da ich erst in den falschen Bus stieg und beim Aussteigen an der nächsten Station vom Ticketverkäufer mit einem Schubser hinaus befördert wurde. Nicht alle Inder scheinen die Freundlichkeit in Person zu sein.
Letztendlich kam ich ohne Schaden noch bei British Airways an, was nach 5 maligem Fragen schon sehr schnell ging. Ich habe bisher den Eindruck, dass die Inder nicht : “I don't know sagen können”. Ich bekomme immer unterschiedliche Antworten, egal wen ich frage.
Bei British Airways wurde meine Laune auch nicht besser, als die Dame vor mir sagte, dass nur Qantas Airways das Ticket ändern könnten. Nach den letzten drei Addressen, gab sie mir also noch die vierte zum Aufsuchen von Qantas.
Mittlerweile war es schon 3 Uhr, weil die ganze Odyssee mich geschlagene 5 Stunden gekostet hatte. Alles in allem muss ich aber sagen, dass die Fahrten mit den offenen Bussen und Bahnen schon ein Erlebnis sind. Den Kick des S-Bahnsurfens und einen authentischen Blick auf Mumbai bekommt man hier gratis. Gegen 4 Uhr war ich wieder an der “Churchgate Station” und reservierte mein Ticket nach Udaipur.
Weiter ging es also zu Qantas Airlines. Die Dame an der Information sagte mir, dass sie erst eine Bestätigung aus Frankfurt erhalten müsse, um festzustellen ob noch Zusatzgebühren fällig sind. Ich muss aber sowieso eine Bearbeitungsgebühr von 1000Rs zahlen. Schönen Dank STA-Travel! Ich erhielt also die Addresse von Qantas in Dehli, wo ich mich melden sollte, weil bis dahin die Bestätigung durch Frankfurt erfolgt sein müsste. Ich bin wirklich gespannt, ob ich die Tickets noch in diesem Jahrhundert geändert bekomme.
Die Monsoonzeit ist noch nicht ganz zu Ende hier und ich geniesse den warmen Sommerregen. Es ist nur sehr bedenklich, dass die Luft nach den Schauern nicht anders riecht als zuvor. Ist halt nit ganz sauber die Stadt.
Der Abend verlief noch richtig gut. Ich rief Farheen an und wir verabredeten uns um 8 an der “Dadar Station” Nachdem mich ein Taxifahrer ausnehmen wollte (verlangte doch wirklich 150Rs statt der üblichen 20Rs), nahm ich den Bus zur “Churchgate Station” um dort mit dem Zug nach Dadar zu gelangen. Der Ticketverkäufer im Bus lies mich kostenlos mitfahren nachdem er kein Wechselgeld für meinen 100Rs schein hatte und der Bus auch im warsten Sinne des Wortes bis obenhin voll war. An der Churchgate Station angekommen schubste mich nicht der Ticketverkäufer raus, sondern eine Mittdreißigerin. Später erklärte mir Farheen, dass hinten ausschließlich eingestiegen und vorne ausgestiegen wird. Diese heimlich indische Regel sollte auch befolgt werden, auch wenn der Bus noch so voll ist. Das ist eigentlich totaler Wahnsinn, weil ich in meinem Leben noch nie in solch überfüllten Bussen gefahren bin. Es sind konzertähnliche Zustände, bei denen sich die schweinasse Haut der Nachbarn an die eigene presst. Claustrophobische Menshcen sollten Mumbai auf jedenfall meiden. Zwischen 7 und 8 Uhr ist Rushhour in Mumbai und Farheen hatte Zweifel, ob ich es wirklich rechtzeitig aus dem Zug schaffe, da eine Faustregel besagt, dass man sich drei Stationen vor dem eigentlich Ausstieg auf den Weg zum Ausgang machen sollte.In Dadar angekommen, suchten wir uns eine halbe Stunde lang in dem Gewimmel der Menschen. Nach 4 Anrufen auf ihr Handy, fand sie mich endlich. Wir gingen zu ihren Freunden nach Hause und ich durfte authentische indische Hausküche genießen, die die Mutter einer ihrer Freunde zubereitet hatte. Es war sehr, sehr, sehr lecker! Der Höhepunkt war dann ein Mangojoghurt, der wie ein super intensiver Mangolassi schmeckte. Einfach himmlisch!Die Familie bei der wir waren, hatte einen eigenen “Ganpati” (farbenfrohe Skulptur Ganeshas) zu Hause, der auch von einem Priester am folgenden Tag geweiht wird.Wir sprachen über Religion und Kulturen und musste mich dann auch bald wieder auf den Rückweg machen. Auf dem Rückweg bin ich in einem fast leeren Zugabteil gefahren, was schon sehr komisch in Mumbai wirkte. Es war schon seltsam quasi seelenallein durch Mumbai zu fahren.

Monday 17 September 2007

Paranoider Morgen

Ich bin heute morgen aufgewacht und spürte einen Druck auf meinen Augen. Ich hatte schon befürchtet, dass ich mir dies Augenkrankheit eingefangen habe, die die Engländerin am Tag zuvor noch im Endstadium hatte. Ich blickte immer in ihre blutunterlaufenden Augen und hatte Angst diese Infektion nochmal zu bekommen. Als ich das letzte Mal in Vietnam war lief ich eine Zeitlang mit geschwollenen und blutunterlaufenden Augen durch Hanoi. Es war alles halb so wild, nach dem Frühstück, dass gar nicht so übel aus Ei, Toast, Marmelade und Butter bestand, ließ der Druck nach. Es lag wahrscheinlich an der Belastung durch den Smog in der Stadt und dem feuchtwarmen Klima. Ich will hier nicht rumjammern, aber ich habe trotzdem nicht so gut geschlafen, weil mein Bett von Bettwanzen bevölkert ist. Ich werde aber wohl wegen dem günstigen Preis es über mich ergehen lassen und mich noch ein bisschen kratzen.
Während des Frühstücks habe ich mich noch mit zwei Französinnen und einem Amerikaner unterhalten, die mir gleich ne Visitenkarte von einem sehr schönen Hostel in Udaipur (meine nächste Station) gaben.
Nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg in den Bezirk “Churchgate”, um bei British Airways meine Flugtickets ändern zu lassen, und, um mein Zugticket nach Udaipur für Mittwoch (19.) zu reservieren. Beides war ein totaler Fehlschlag, weil erstens das British Airways Büro umgezogen war und ich zweitens am Schalter für die Zugreservierung meinen Pass vorzeigen sollte. Ich hatte natürlich den Pass in meinem Schließfach im Hostel gelassen. Es hilft alles nichts, ich muss morgen nochmal mit Pass zum Reservierungsbüro dackeln.
Mein Morgen war aber nicht ganz sinnlos, da ich endlich typisch Indisch an einer Straßenküche mein zweites Frühstück bzw. mein frühes Mittag zu mir genommen hatte. Ich aß mit meiner RECHTEN Hand und fingerte mir Reis und etwas, das “bunir” heißt in den Mund. Es war sehr delikat und auch moderat, bis ich auf die Idee kam mir, wie alle anderen auch, eine grüne Chili in den Mund zu schieben. Jetzt kann ich annähernd meine Freunde verstehen, die gar nicht scharf essen und mein Essen vorgesetzt bekommen. Ich habe jetzt mehr Verständnis für eure Schmerzen ;-)!
Gesättigt machte ich mich auf zum “Marine Drive”, einer Flaniermeile direkt am Arabischen Meer. Am Meer sitzend und der Brandung lauschend betrachtete ich die Küste Mumbais, deren Skyline eher einer westlichen Metropole ähnelt. Dies steht sehr stark im Kontrast zu den zahlreichen Slums mit ihren Baracken zu Füßen der Hochhäuser. Es ist immernoch wenig faßbar, obwohl es direkt vor meinen Augen passiert.
Ich ging weiter zur “Victoria Station” (wird von den Indern als “vetee” bezeichnet), einem prunkvollen Bau, dessen Architektur als “Viktorianisch-Gothisch-Sakral-Italienisch-Orientalisch-Barokisch” bezeichnet wurde (James Cameron). Innen war es einer der belebtesten Bahnhöfe, die ich je gesehen habe. Eigentlich genauso belebt wie das britsche Pendant in London.
10 min weiter nördlich von Victoria Station lies ich mich auf einen Spaziergang durch die Basare Mumbais ein. Es war ein Lauf durch ein niemals endendes Labirynth von kleinen Ladengeschäften und Ständen. Im entferntesten Sinne ähnelt es den Flohmärkten in Berlin, nur viel chaotischer und mindestens 10 fach so groß. Nachdem ich vergeblich den Weg zurück gesucht habe, kam ich auf die glorreiche Idee meinen Minikompass zu benutzen. Es war das erste Mal, dass ic in meinem Leben einen Kompass sinnvoll benutzt habe.
Mit solch einem Glücksgefühl im Magen und der Hitze auf meinem Schädel, ließ ich mich von einem Brillenverkäufer anquatschen und in seinen Laden locken. Dort wurde ich gleich von vier Verkäufern gleichzeitig beraten, was natürlich in einem nicht mehr zu deutenden Gebrabbel endete. Letztendlich kaufte ich mir eine rechteckige und selbsttönende Klarglasbrille. Ich werde ein Photo reinstellen, wenn ich wieder einen Glücksflash habe.
Es war nun schon 17Uhr und Farheen (Globalfreetraderbekanntschaft) müsste mit ihrer Arbeit fertig sein. Ich rief sie also an und wir verabredeten uns an der “Churchgate Station” für 7 Uhr. Das Telefonat war sehr witzig. Ich stand an einem Stand der frischgepressten Zuckerrohrsaft verkaufte und eines der roten öffentlichen Telefone für 1Rs betrieb. Ich beschrieb ihr meinen Person: “1.80m groß, südostasiatische, vietnamesische Herkunft, Brille !!!!, Flip-Flops, kurze graue Hose und grün graues Hemd”. Sie musste auch lachen und beschrieb sich: “jeans, blaue jeans, rotes Shirt, indische Herkunft”.
Bis um 7 hatte ich noch ein bisschen Zeit, also suchte ich mir ein stillen und schönen Ort zum sitzen und schreiben. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass es solch einen Platz in Mumbai nicht gibt. Überall ist alles in Bewegung und jedes freie Plätzchen wird zum Handeln, als Werkstatt, oder als Schlafplatz (zu Hause) genutzt.
Letztendlich fand ich einen freien Hocker eines Wachmanns, der sich die Füße vertrat und nichts dagegen hatte, dass ich dort saß. Leider sprach er kein Englisch, wirkte aber dennoch extrem interessiert.
Das Treffen mit Farheen war sehr spannend. Ich glaube, dass sie in einer der liberalsten Familien Indiens aufgewachsen ist, obwohl sie sogar Moslem ist. Letztendlich trafen wir uns am “Eros” Kino gegenüber von der “Churchgate Station” . Sie führte mich in ein indisches Restaurant, wo sie mich typische südindische Speisen kosten liess. Ich verschlang regelrecht das leckere Essen: Idli, Masala Dosa und Utappa aus Zwiebeln. Dazu trank ich noch einen der leckersten Mangolassi, die ich bisher jemals getrunken habe.
Sie war sehr aufgeschlosse und überaus gastfreundliche Gesprächspartnerin. Farheen bestand sogar darauf das Essen zu bezahlen. Jeder Widerspruch war da zwecklos. Wir zogen dann weiter in eine Jazzbar: “It's not just Jazz at the bay”. Farheen gab mir Tips für meine Reise durch Indien und erklärte mir einige indische Traditionen wie das Ganesh Festival.
Gegen 9:30 Uhr musste Farheen nach Hause, weil sie am nächsten Tag wieder arbeiten musste. Bevor wir uns verabschiedeten gab sie mir noch 2 Telefonnummern von Freunden in Kalkutta und Sikkim. Sie lud mich auch ein am nächsten Tag mir ihr und ihren Freunden zu einer Ganeshpartie zu gehen. Natürlich sagte ich zu. Ich bezahlte diesmal, brachte sie zum Bahnhof und machte mich auf den Rückweg nach Colaba.
Am Tage fühle ich mich total sicher in Mumbai, jedoch waren mir bei Nacht einige Gestalten doch ein bisschen suspekt. Ich bin aber sicher in meinem Hostel angekommen.
Letzte Anmerkung für heute: In Mumbai könnte ich noch zum Vegetarier werden. Die Zubereitung der vegetarischen Speisen hier, lässt mich kaum noch an Fleisch denken. Alles sehr lecker!

Sunday 16 September 2007

Der erste Tag in Mumbai

Es prasseln so viele Eindrücke auf mich nieder, dass ich Schwierigkeiten habe alles zu ordnen und niederzuschreiben, aber eigentlich möchte ich auch gar nicht den Versuch unternehmen alles zu schildern.
Nachdem ich im Sea Shore Hotel nicht mehr für 500Rs (=10€) bleiben wollte, habe ich mir ein neues Hostel gesucht. Mein neues “Zuhause” für die nächsten 3 Tage ist das Red Shield House, ein Hostel, in dem ich ein Bett in einem 10 Personen Gemeinschaftsraum gebucht habe. Der Preis ist super günstig (150Rs = 3€) und beinhaltet sogar noch ein Frühstück, wobei ich noch nicht weiß was für ein Frühstück mich erwartet. Die übermäßige, aber authentische, Freundlichkeit der Inder ist gewöhnungsbedürftig und mir ein bisschen suspekt. Das Einzige, dass ein bisschen nervt, sind die Straßenverkäufer mit ihren penetranten Verkaufsmethoden. Nachdem ich aber dazu übergegangen bin sie schlichtweg zu ignorieren und auch kein Kopfschütteln zu zeigen, macht es mir auch nichts mehr aus alle 20 Sekunden angequatscht zu werden.
Ach, ich hab ganz vergessen, euch zu erzählen, dass ich heute Mittag 2 Nicht-Inder angequatscht habe und dann auch prompt mit ihnen zu Mittag gegessen habe. Es stellte sich heraus, dass die beiden aus Manchester stammen. Ich glaube Manchester verfolgt mich !!!!!!! Ich war auch sehr verblüfft, als sie mir dies eröffneten. Sie waren halt nicht typisch englisch und waren sehr kommunikativ. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass der eine aus Finnland (ist mit 10 nach Manchester gezogen) kam. Ein kurzes Mittagessen mit den beiden und sie luden mich ein um 5 sich nochmal am “Gateway of India” zu treffen, wenn ich nichts besseres vor hätte. Ich sagte zu.
Nachdem ich mich im Red Shield House eingefunden hatte, checkte ich ein und liess mir noch ein Schließfach zuweisen. Ich lief dann ganz ziellos, aber beruhigt durch die Straßen von Colada (Touristenbezirk von Mumbai). Das Gefühl ständig auf meine Wertgegenstände und Personalpapiere aufpassen zu müssen, setzt mich unter einen permanenten, kleinen, aber spürbaren, Stress. Ich wanderte also selenruhig durch die Straßen, die gesäumt von kleinen Läden waren und entdeckte auch immer wieder westlich anmutende Läden. Als ich ein McDonalds erblickte, wurde mir ganz bewußt, dass dies hier wohl der verwestlichste Teil Indiens ist, den ich hoffentlich nur einmal zu sehen bekommen werde. Irgendwann kam ich am “Gateway of India” an, jedoch war es erst 13 Uhr. Ich beschloss also noch zur “Island of Elephanta” (Elephanteninsel) zu fahren. Die Insel liegt 1h mit dem Boot von Mumbai entfernt und beherbergt Höhlentempel mit der dreigesichtigen “Trimurti Shiva” Göttin. Ein beschwerlicher, aber schöner Spaziergang zum Gipfel der Insel, belohnte mich mit anmutigen Skulpturen und einer wundervollen Aussicht auf Bombay.
Ich unterschätzte die Zeit doch sehr schaffte es nicht mehr rechtzeitig zu der Verabredung. Als ich auf das Boot zurückkehrte, war es beinahe 6 Uhr. Ich war durchgeschwitzt und wollte den kleinen Film auf meiner Haut abduschen. Ich glaube die Creme-industrie kann man hier getrost vergessen :-). Ich kehrte also zum Hostel zurück, um mich zu erfrischen.
Obwohl ich in einem 10 Mann Schlafraum untergebracht bin, habe ich immernoch keinen meiner Mitschlafenden erblickt.
Jetzt sitze ich gerade in in einem ziemlich westlichen Café “Mondegar”, aber genieße köstliches Essen. Wäre ich in Berlin im Mondegar, würde es mir ausgesprochen gut gefallen, aber mit meiner Erwartungshaltung in Indien zu sein, möchte ich ein authentisches indisches Essenserlebnis. Vielleicht wird es morgen klappen, wenn Farheen (Meine indische Bekanntschaf, die ich über Globalfreeloaders kennengelernt habe, aber noch nie gesehen) mir ein bißchen von seinem Indien zeigt. Ich bin auf jedenfall gespannt. Ach, noch als Letztes: ich war bei einem Straßenschuster und habe meine Flip-Flops kleben lassen, da sie auseinander fielen. Diese Flip-Flops gehören eigentlich meinem Bruder und müssten schon weit durch die Welt gelaufen sein. Mmmh, Flip-Flop müsste man sein ;-).

Saturday 15 September 2007

Jetzt bin ich wirklich hier

Ich fange langsam an zu realisieren, dass ich wirklich auf Weltreise fuer ein Jahr bin. Es laeuft erstaunlich gut ohne irgendeinen richtigen Plan zu reisen. Ich bin gestern aus dem Luxusflieger Boing 747/400 ausgestiegen und mir schlug die feuchte, warme und tropische Luft Indiens gegen meinen Klimaanlagen gekuehlten Schaedel. Zu diesem koerperlich gefuehlten Gegensatz gesellte sich als bald auch der kulturelle. Ich bin um Mitternacht in Mumbai gelandet und wurde eigentlich durch alle Kontrollen sofort durchgewunken. Vielliecht wirke ich doch vertrauenswuerdiger als manch sizillianischer Freund (dackelistische Gruesse ;-) ). Die indischen Beamten waren extrem freundlich, vor allem die beiden Herren an der Touristeninformation. Ich habe das Gefuehl, dass sich Mumbai wesentlich besser auf Touristen eingestellt hat als Berlin. Sie suchten mir sofort ein guenstiges Hostel heraus und buchten es auch gleich fuer mich. Nach der Einweisung welche Taxis ich nehmen solle, musste ich nur noch zu dem empfohlenen Prepaid (voraus bezahlten) Taxistand gehen und mich durch die Nacht Mumbais tragen lassen. Ausserhalb des Flughafens fuehlte ich mich ein wenig unsicher. Mir gingen all die Horrorgeschichten und Warnungen Reisender durch den Kopf und als der Taxifahrer (nicht des Englischen faehig oder ich des Hindi) mich auch einfach, ohne meinen Bestellzettel, in den Haenden eines sehr fordernden Gepaecktraegers, der nicht mein Gepaeck getragen hat, stehen lies, fuehlte ich mich ein wenig verloren. Nachdem der Gepaecktraeger meinen Rucksack in den Wagen warf und das Trinkgeld fuer die geleistete Hilfe erhalten hatte (Er fragte nach Trinkgeld in Euro oder Dollar), war ich gaenzlich allein und fuehlte mich in den Menschenmassen recht hilflos. Zum Glueck kam der Fahrer nach ca. 5 min wieder zurueck und auf ging die Fahrt. Der Flughafen liegt 30km noerdlich vom Stadtzentrum. Wir fuhren also quer durch Mumbai, vorbei an endlosen Slums, Strassenlaeden und Luxushotels. Ich nehme an, dass wir hauptsaechlich auf Hauptstrassen fuhren, aber einige davon waren nicht mehr wirklich befahrbar. Nachdem ich aus dem Taxi ausstieg und mich auch prompt am falschen Hostel befand, fragte der Fahrer sich zum richtigen Hostel durch. Dort angekommen lugte der Rezeptionist durch ein Tuerfensterchen und fragte mich erstmal aus, ob ich wirklich der Touri vom Flughafen bin. Nach diesem Verhoer oeffnete er mir die Tuer und wurde auesserst zuvorkommend. Ich packte aus und unterhielt mich im Gemeinschaftsbad noch kurz mit nem Franzosen und einer Belgerien, bevor ich wie ein Stein ins Bett viel.

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