Thursday 4 October 2007

Warum ich Briten nicht mehr treffen will

Ich hatte jetzt mein erstes wirklich negatives Indienerlebnis und es betrifft nicht Inder, sondern meinen mitreisenden Briten. Er ist heute Abend abgereist und wir haben uns nur zufällig kurz getroffen, als er schon mit seinem Gepäck auf zum Bahnhof ging. Ich hatte bei diesem kurzen Gespräch schon etwas komisches an seinem Gesicht abgelesen, als er meinte, dass er das Geld für die Unterkunft bei den Amis gelassen hatte. Zurück in meinem Zimmer kontrollierte ich, ob noch alle meine Sachen vorhanden waren. Es war zum Glück noch alles vorhanden und ich war heilfroh, weil ich meinen Laptop in meinem Zimmer gelassen hatte. Die ganze Umgebung und die indische Familie wirken äußerst vertrauenswürdig. Als ich hoch zu den Amis ging, gaben diese mir 400Rs. Als ich jedoch am Abend mir die Rechnung geben ließ, musste ich feststellen, dass der Wichser (Entschulding) mich um 300Rs geprellt hatte. Es ist nicht wirklich viel Geld, aber es geht um die Handlung und den dadurch verursachten Vertrauensbruch. Naja, es war sehr enttäuschend, aber ist halt ne neue Lektion für die folgende Zeit.Ich kann diesen Tag wohl den Tiefpunkt meiner bisherigen Reise nennen, da ich neben dem Betrug auch herausfand, was mich die letzten Tage geplagt hatte. Es ist ein Mikroorganismus und er wird hier Girdia genannt. Es ist eine Amöbenart, die Durchfall, Blähungen und Röpsen verursacht. Nachdem alle meine Naturmittelchen wie Kohletabletten und Becberin (von meiner Mama) nur die Symptome behandelten, hab ich von den Amis eine Antibiotikakur bekommen, die anscheinend die Viecher zu töten vermarg. Ich bin eigentlich kein Fan von Antibiotika und hab mich lange dagegen gesträubt, aber letztendlich wollte ich mich wieder wohl fühlen, um das Reisen wirklich zu genießen.Eigentlich war der Tag sehr schön und wiegt die Negativerlebnisse sehr gut auf. Ich bin zu ein paar Ashrams gegangen, habe mir angeschaut was sie dort machen, mich in Tempeln erholt, die verschiedenen Hindurituale beobarchtet und mir am Abend die pujas (Zeremonien) am Ufer des Ganges angeschaut.Das schönste Ashram war das “Beatles Ashram”, in dem die Beatles 1968 ihr “White Album” schrieben. Es lag erhöht direkt im Wald und bestand aus vielen kleinen Häusern, die aus Wohnraum und Meditation Kuppel bestanden. Eine sehr friedliche und grüne Atmosphäre. Oeider ist das Ashram, wegen einem Streit zwischen der indischen Regierung und den Geistlichen, geschlosssen und ich musste die Wache am Eingang bestechen, damit ich hineinkomme. Wenn ich so recht überlege, war es das erste Mal, dass ich jemanden bestochen habe, um etwas “verbotenes” zu erreichen. Es fühlte sich seltsam an, weil es sich ganz natürlich anfühlte und die Wache es regelrecht mit ihren Augen forderte.Nach dem Beatles Ashram besuchte ich ein paar öffentliche Tempel, die rechteckig angelegt und grün bepflanzt sind. In den Tempeln selbst befindet sich ein Altar mit einer Form der Gottheit.Ich lese gerade ein Buch über Hinduismus und die fundamentalste Unkenntnis, die sehr verbreitet ist, ist dass der Hinduismus ein Polytheismus ist. Jedoch ist er keineswegs ein Polytheismus, sondern ein Monotheismus der verschiedene Avatare (weltliche Form Gottes auf Erden oder geistiges Bild Gottes) akzeptiert. Es gibt so viele Gottheiten, die Hindus anbeten, aber diese sind bloß eine Erscheinungsform eines allumfassenden Gottes. Sehr interessant ist auch die Tatsache, dass der Hinduismus die einzige Religion ist, die keinen personifizierten “Erfinder” hat (z.B. Jesus, Mohammed, Buddha). Was mir vorher auch noch nicht klar war, ist dass Hinduismus von den Hindus eigentlich nicht als Religion wahrgenommen wird, sondern mehr als eine Lebensweise. Das indische Wort “dharma” hat keine explizite Übersetzung ins Deutsche oder Englische, bedeutet aber irgendwas zwischen Religion und Zivilisation. Hinduismus ist für die Hindus “dharma” und nicht Religion in seiner eingschränkten Bedeutung.Durch diese Offenheit im Hinduismus, gibt es unglaublich viele Variationen in der Umsetzung und Interpretation. Ich habe wahrscheinlich nur ein tausendstel von den Ritualen in den Tempeln beobachten können. Einige Hindus knieten vor dem Altar, andere legten sich komplett auf den Bauch und einige standen nur und beteten mit geschlossenen Handflächen vor sich. Gemein ist ihnen, dass sie den Tempel nur Barfuß betreten, das Weihwasser trinken und über ihr Haupt streichen. In einem Tempeln läutete jeder Hindu eine Glocke vor dem Gebet. Das wurde auf die Dauer sehr laut und anstrengend und ich ging weiter, um mir ein ruhigeres Örtchen zu suchen.Zwischendurch sah ich ein paar Inder Schach spielen und schaute ein Weilchen zu, bis sie mich auf ein paar Spiele einluden. Es hat sehr viel Spaß gemacht, mit einem Geschäftsbesitzer und einem Touristenphotographen zu spielen.Am Abend sah ich den Menschen am Ganges zu, wie sie beteten, sich wuschen und badeten. Gruppen von Hindus ließen Blumen und Schalen mit Feuer in den Ganges, die dann davonflossen. Es war sehr farbenfroh und interessant und ich werde es vermutlich in Varanasi in einer größeren Dimension erleben.

2 comments:

Anonymous said...

hey,hey.bin wieder zurück aus france.wie gehts dir,bist du die amöben los?
liebe grüße,L.

bizillianer said...

Hey,
die Scheissviecher schein ich nach der Antibiotikakeule endlich los zu sein. Esse jetzt wieder wie ein Weltmeiste alle Koestlichkeiten Indiens. Man, ich wusste gar nicht, dass es hier so viele gute Suessigkeiten gibt. Mein Magen, mein Koerper und mein Geist sind wieder in Balance und geniessen das Leben :-)

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