Friday 2 November 2007

Modernes und Sureales

Nach einer sehr geruhsamen Nacht bin ich heute mit Roopa nach Nordbangalore gefahren, dass wesentlich ueberfuellter und noch westlicher war als Suedbangalore gestern. Im Endeffekt hat Roopa mir drei Orte zeigen koennen, da ich um sieben mit ihren Freunden verabredet war, um nach Hampi zu fahren.
Die meiste Zeit sassen wir in Rikschas und wurden mit Autoabgasen vollgempumpt. Ich glaube, dass Selbstmordopfer, die den Freitod durch Abgase suchen, wenig Erfolg haetten, da ihr Organismus sich an die horrenden Mengen in Bangalore gewoehnt haette. Es ist wirklich
ertaunlich, dass so eine gruene Stadt wie Bangalore in einer Wolke aus Abgasen untergeht. Bei einer Bevoelkerung von acht Millionen Menschen (stark steigend), dass der Bevoelkerung von London mit seinem ausgebauten Verkehrssystem entspricht, auf einer wesentlich kleineren Flaeche muss das Verkehrssystem kollabieren.
Wir fuhren zunaechst zum Bahnhof, um mein Rueckticket nach Chennai fuer Sonntag zu kaufen und Roopa war erstaunt, wieviel Privilegien ich als Tourist in Indien geniesse. In jedem groesseren Bahnhof gibt es einen Touristenschalter, an dem Touristen schneller bedient werden und eigentlich immer Tickets bekommen, da ein kleines Kontigent an Sitzen staendig fuer Touristen reserviert wird.
Unsere naechste Station war die MG Road (Mahatma Ghandi Strasse), dem Kudamm von Bangalore. Es war ziemlich schwierig eine Rikscha dahin zur Mittagszeit zu bekommen, da viele Rikschafahrer einfach keine Lust hatten. Ich habe eigentlich in keiner Stadt bisher erlebt, dass ein Rikschafahrer nicht fahren wollte, aber hier scheinen sie genug Kunden zu haben.
Nach einer einstuendigen Fahrt durch den Smog war ich in einer anderen Welt. Moderne, klimatisierte Geschaefte und extrem saubere Strassen liessen mich fuer kurze Zeit nach London reisen. Ich fuehlte mich wie in einem indischen Viertel in London mit seinen schicken Geschaeften. Die Geschaefte sahn nicht nur suendhaft teuer aus, sondern hatten auch das gleiche Preisniveau wie London. London ist schon auesserst teuer, aber im Vergleich mit dem Lohnniveau hier, ist es schier unglaublich.
Wir fuhren dann eine Stunde weiter in der Rikscha zum ISKCON (International Society for Krishna Consciousness), einem hypermodernen Tempel fuer die Foerderung indischer Kultur und Hinduismus. Von Aussen war der Tempel eine Mischung aus traditioneller Tempelarchitektur und moderner Hochhausglasarchitektur. Innen zeichnete sich ein freizeitparkartiges Bild, bestehend aus massiven Garderoben, Umzaeunungen und vielen Verkaufsstaenden. Die Haupthalle war laut, prunkvoll geschmueckt und glich eher einem Konsumtempel, als einem Ort der Ruhe und Meditation. Es war auch sehr befremdlich innerhalb des Tempels Geschaefte und ein Krishnakino zu sehen. Nach diesem Erlebnis ist es wirklich kein Wunder, dass Hare Krishna als Sekte eingestuft wird, da sie offenkundig den weltlichen Guetern froehnen und Spiritualitaet als Mittel benutzen.
Nach diesem Kulturschock der anderen Art, versuchten wir eine Rikscha anzuhalten, um Pratap (ein Freund von Roopa) in seinem Buero abzuholen. Der siebte Rikschafahrer war dann willig uns anderthalb Stunden durch die Stadt zu kurven. Pratap arbeitet als technischer Schreiber fuer eine IT-Firma, die ihren Sitz in einem hypermodernen Wolkenkratzer hat. Es war eine sehr sterile und auf Produktivitaet getrimmte Arbeitsumgebung, in der ich auf keinen Fall arbeiten wuerde. Dort angekommen fuhren wir gemeinsam zu einem Freund von Pratap, um dort zu Abend zu essen. Viele Gewuerze, starke Sossen und frisch gebackenes Chapati sind wahre Gaumenfreunden.
Gesaettigt und zufrieden machten wir uns mit dem Auto auf den Weg nach Hampi. Wir fuhren gegen 22 Uhr los und hielten nach ca. drei Stunden an einem herunergekommenen Motel, um dort unser Nachtlager aufzuschlagen. Es war ein altes Motel mit zahlreichen Raeumen und verspruehte eine dunkle Atmosphaere. Ich fuehlte mich wie in einem Tarentinostreifen mit drei Indern in meinem Raum, die ich kaum kannte, Zigarettenstummel verteilt auf dem Boden und einem tropfenden Wasserhahn. Jeden Moment koennte der Kellner aus "Four Rooms" reinkomen und die Realitaet sich komplett drehen lassen.
Leider drehten sich nur surrealistische Erlebnisse in meinen Traeumen ab und wir machten uns um fuenf Uhr Morgens wieder auf den Weg.

2 comments:

Kevin said...

Der Kudamm von Bangalore ist voll und die Rikschafahrer haben keinen Bock, Kunden durch die Gegend zu kutschen. Er geht in ein Krishnakino, kauft sich Chapati und sieht einen Tarantinostreifen mit Indern. Surreal ist wohl das richtige Wort.

Liebe Grüße

Anonymous said...

ja anders kann mans nicht nennen.zuviele gegensätze auf einem haufen...

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