Friday 2 November 2007

Kuenstliche Wahrnehmung

Ich liege gerade auf meiner Haengematte im Garten des Hostels, lausche dem Rauschen der Blaetter und Blicke ueber den Fluss auf dei Tempelruinen auf der anderen Seite von Hampi. Die Temperaturen sind angenehm warm und laden mich zum Doesen ein.
Hampi ist eine alte Tempelstadt, die einst so fantastisch wie Rom gewesen sein musste. Es saeumen sich zahlreiche Tempel und riesige, behauene Steine entlang des Flussufers, die eine spirituelle Atmosphaere verspruehen. Zahlreiche Sadhus in ihren organgefarbenen Trachten laufen durch die Tempelstadt oder sitzen in den Tempelhoehlen am Fluss.
Neben diesem schoenen Flair hat sich Hampi leider extrem auf den Tourismus eingestellt. Dies zeit sich in den vielen Geschaeften mit pseudo indischen Produkten, westlichen Restaurants und geldfokussierten Sadhus, die sehr adrett gekleidet sind.
Ich bin hier mit absoluten Photographiefreaks unterwegs, die jeden Moment ein neues Motiv suchen und ablichten wollen. Pratap, Sandeep und Rajit arbeiten alle drei in Bangalore und nutzen ihre Kurztrips, um ihrer Leidenschaft zu froehnen. Wir werden hier oft gefragt, ob wir von der Presse waeren und das Festival morgen dokumentieren wollen. Es muss schon sehr witzig aussehen, wenn drei Inder und ein Vietnamese mit ihren Spiegelreflexkameras durch die Strassen ziehen.
Teilweise ist es mir zuviel staendig zu photographieren, da ich selbst anders durch die Strassen gehe und die Welt betrachte. Es ist eine regelrechte Jagd nach einem Motiv und weniger das sich Einlassen auf einen Ort und seine Menschen.
Das Hostel liegt auf der gegenueberliegenden Seite von Hampi und der einzige Weg ueber den Fluss ist das Boot oder ein ein 30km langer Umweg mit dem Auto. Die letzte Ueberfahrt ist um 6 Uhr Abends und wir entschieden uns, den Umweg zu nehmen, um mehr von Hampi zu sehen.
Es ist sehr angenehm mit den Jungs hier unterwegs zu sein, da ich mich nicht mehr mit den Haendlern rumschlagen muss. In einem Tempel sprach mich sogar eine Inderin an, weil sie dachte, dass ich aus Nordindien stamme und etwas wie Architektur oder Archaeologie studiere. Das ist bemerkenswert, da Inderinnen sehr scheu sind und sich schon unwohl fuehlen, wenn ich sie nach dem Weg frage.
Nach dem Abendessen wollte ich eigentlich nur noch ins Bett fallen, aber die Jungs waren noch lange nicht fertig. Sie haben sich im vornherein eine Genehmigung fuer die Nutzung eines Stativs geholt, um in der Nacht photographieren zu koennen.
Wir sassen dann also zu viert auf einem Tempelberg und warteten auf die Langzeitbelichtungen. Ein Photo wurde etwa 30min belichtet und dies liess uns viel Zeit fuer Unterhaltungen. Es war eine sehr schoene Atmosphaere unter dem Sternenhimmel zu sitzen, die Silhuetten der Tempelruinen zu sehen und den Grillen zu lauschen.
Auf der zweistuendigen Rueckfahrt zum Hostel hatten sie schon geplant am naechsten Morgen den Sonnenaufgang einzufangen. Ich wollte nur noch schlafen und suggerierte ihnen, dass wir uns zum Fruehstueck treffen werden, wenn sie zurueckaemen.

1 comments:

Ann* said...

Mensch, das klingt alles wirklich wunderbar einzigartig. Diese Momente einzufangen ist wirklich etwas wert. KAnnst du das 30min-belichtete Foto hochladen? Das wäre toll!


Lg Kiên! Anne

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