Tuesday 6 November 2007

Glueckliche Unfaelle

Diesen Tag koennte ich wohl meinen Unfalltag taufen und ich fuehle mich trotzdem oder vielleicht gerade deswegen sehr wohl. Wir hatten einen schoenen, langsamen Start in den Tag und haben Plaene weiterzufahren verworfen. Am Anfang der Reise hat mir Rajit einen Ausdruck mit der Agenda unseres Trips in die Hand gedrueckt, die sehr detailiert und gepackt war. Zum Glueck fuehlen sie sich hier genauso wohl wie ich und liessen sich leicht umstimmen laenger in Hampi zu verweilen.
Nach dem ausgedehnten Fruehstueck nahmen wir das Boot zur anderen Seite und gingen zum Gobi Fahrradverleih (GOBI heisst eigentlich Blumenkohl). Die Strassen steckten in den Festivalvorbereitungen fuer die Utsava, die am Nachmittag began.
Die Fahrraeder waren sehr bescheiden und hatten superharte Sattel, die mir sofort die Schmerzen vom Hardcorefahrradfahren in Erinnerung riefen. Zum Glueck sind die Jungs nur Photographiefreaks und keine Fahrradenthusiasten. Wir fuhren also gemaechlich unter der heissen Sonne aus Hampi, um den Untergrundwasserfall zu finden. Riesige Steinformationen wechselten sich mit Bananenplantagen ab, bis wir in der Naehe des Wasserfals zu Fuss weitergingen. Wir erreichten dann eine Minital und ueberquerten den Fluss springend ueber Felsen im Wasser. Es gab zahlreiche Stellen, an denen der Fluss in dem Fels verschwand und Wasserfallgeraeusche emporstiegen, aber nach einer Stunde gaben wir die Suche auf und genossen die schoene Landschaft im Schatten bei einer leichten Brise.
Bei der Flussueberquerrung bin ich auf einem Felsen ausgerutscht und halb in den Fluss gefallen. Es war halb so wild, da ich mich abfangen konnte und mein Rucksack trocken geblieben ist. Nach 10 min Trocknung auf dem Felsen waren die Sachen wieder wie neu.
Das zweite Erlebnis, dass mein Adrenalinspiegel steigen liess, fing ganz harmlos an. Als wir das Tal mit seinem fluss, den Felsen, den Graesern und den Baeumen photographierten, erblickte ich zwei weissfarbene Bullen, die in wunderbarem Kontrast zum blauen Himmel, zum gruen der Vegetation und zum braunder Felsen standen. Ich naeherte mich den Bullen und schoss ein paar Distanzschuesse, jedoch manifestierte sich ein Motiv in meinem Kopf, das es erforderte, dass ich mich einem Bullen stark naeherte. Ich bewegte mich also auf den Bullen zu, flankiert von Pratap, Sandeep und Rajit, und konnte mich auf eien halben Meter naehern. An diesem Tag trug ich ein rotes Kopftuch, dass mir sofort wieder ins Bewusstsein schoss, als 500kg tierische Masse sich abrupt mit Zielstrebigkeit auf mich zu bewegten. Ich bin bestimmt 3m rueckwaerts gesprungen und war auch bereit in den Fluss zu springen. Zum Glueck hierlt der Bulle vorher an und hinterliess nur einen positiven Schockzustan in mir.
Wieder zurueck in Hampi kamen wir gerade rechtzeitig, um dem ersten Festumzug beizuwohnen. Maenner in farbenpraechtigen Kostuemen , in weissen Geweandern und ein orangefarben gekleideter Mann liefen vor einem Elephanten an der Spitze des Umzuges, begleitet von Fanfaren und Trommeln. Sie repraesentierten die Krieger, die Geistlichen und einen hohen Priester (Sadhu).
Nach diesem Feuerwerk von Motiven fuhren wir zurueck auf die andere Seite, um uns fuer den Abend frisch zu machen. Auf der Ueberfahrt verkeilte sich ein Zehnagel von mir in den Schuh meines Vordermannes und wurde zur Haelfte aus dem Nagelbett ausgehebelt. Dies war dann auch der letzte und schmerzhaftestes Unfall des Tages.
Nichtsdestotrotz bin ich am Abend ruebergehumpelt und habe meine erste indisch politische Rede verfolgt. Es war eine Geduldsprobe, die nicht nur ich, sondern auch zahlreiche Inder neben mir nicht bestanden . Wir gingen lieber durch die Strassen und genossen die schoene Atmosphaere.
Am spaeten Abend zeigten sie traditionellen indischen Tanz, begleitet von Livemusik. Es war eine Art Mix aus Theater und Tanz, der wunderbar ausdrucksstark war und auch ohne Worte zu verstehen war.

1 comments:

Ann* said...

"Seit jenem Augenblick vor der süßen, heiligen Figur aus Holz besaß Goldmund etwas, was er noch nie besessen, was er an anderen so oft belächelt oder beneidet hatte: ein Ziel! Er hatte ein Ziel, und vielleicht würde er es erreichen, und vielleicht würde dann sein ganzes zerfahrenes Leben einen Sinn und Wert bekommen. Mit Freude und mit Furcht durchdrang ihn dies neue Gefühl und beflügelte seine Schritte..." herman hesse aus narziß und goldmund

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