Sunday 18 November 2007

Eine weitere Facette Indiens

Nach einem Tag mit der Tamilfamilie kristallisieren sich komische Eigenheiten heraus. Der Lebensmittelpunkt der Familie scheint der Fernseher zu sein, der fast 20 Stunden am Tag läuft. Obwohl ich kein Tamil verstehe, hinterlässt dieses konstante Bestrahlen, egal ob beim Essen oder bei der „Siesta“, ermüdende Spuren und versetzt mich in eine Art Teillethargie. Neben der Geräuschkulisse des Fernsehers fügten sich die Schreie ihres dreijährigen Sohnes und vereinzelte Knallkörpergeräusche von außen ein.
De traditionelle tamilische Familie ist ein sehr gastfreundliches Patriarchat, in dem die Positionen und Aufgaben von Mann, Frau und Gästen genau festgelegt zu sein scheinen. Ich fand es unangenehm noch im Bett meinen Chaitee am Morgen serviert zu bekommen und nicht lange auf das folgende Frühstück warten zu müssen. Alle mahlzeiten wurden nicht zusammen, sondern in einer Hierarchie eingenommen. Zuerst mussten wir Gäste, dann der Großvater, die Söhne und zuletzt die Großmutter , sowie die Töchter essen. Dies geschah nicht nur psychologisch hierarchisch, sondern auch zeitlich hierarchisch. Es war schon erschreckend mit wieviel Aufmerksamkeit uns der weibliche Teil der Familie bediente. Sogar beim Händewaschen nach dem Essen gossen sie das Wasser über meine Hände, sodass ich nicht ins Bad zu gehen brauchte.
Die Hauptaufgabe der Frauen scheint das Kochen zu sein, das bei solch einer Hingabe (Ich nehme hier an, dass durch die Tradition und die große Zeitspanne, ihre Pflicht zur Hingabe wird.) auch super lecker war. Die Mutter bereitete zum Mittag ein sehr delikates Hähnchencurry zu , das so intensiv lecker war, dass ich mich hätte hineinlegen können (Ist schon ein komisches Sprichwort, weil ich dann das Hähnchen wäre und eigentlich mich nicht selbst essen will.).Das Essen war nicht nur geschmacklich herausragend, sondern auch in er Quantität, die wahrscheinlich die sieben Magen einer Kuh sprengen würde, wenn diese Fleischfresser wäre.
Neben dem Kochen scheint die äußere Pflege und Erscheinung die zweite Priorität der tamilischen Frauen zu sein. Zu jeder Mahlzeit kleideten sich die Frauen in einem anderen Sari. An einem Tag wechselten sie ungefähr vier mal ihre Saris, was in sehr großem Kontrast zu der sehr häuslichen Aufmachung der Männer stand. Der Vater saß häufig mit freiem Oberkörper und Bierbauch (eigentlich nur ein dicker Bauch, weil er kein Bier trank) in dem Zimmer und döste vor sich hin.
Die Familie verbrachte eigentlich den ganzen Tag zu Hause und bewegte sich, wahrscheinlich nur unsertwegen am Nachmittag zu einer Tempelanlage. Es war eines der besterhaltenen Tempel, die ich bisher sah. Der Haupttempel wurde aus einem einzigen Felsen geschlagen und kunstvoll verziert. Der Tempel war nur 15min von dem Haus entfernt, aber der Familie schmerzten die Füße nach einem Spaziergang durch einen Park und die Tempelanlage, sodass sie nach Hause gingen und Rena und ich die Stadt auf eigene Faust erkundeten.
Es ist sehr schön zu spüren, wie gastfreundlich die indischen Familien sind, an deren Häusern wir vorbei liefen. Es lag sicherlich an der festlichen Stimmung, dass sie uns in Heim einluden und uns Chaitee, sowie Süßigkeiten anboten.
Am Abend gingen wir noch auf eine kleine Tempeltour in der Nähe des Hauses, da in Tanjore ungfähr 100 kleine Tempel verstreut in der Stadt stehen. Bei dieser Tempeldichte mussten wir nur 500m laufen, um vier Tempel zu besuchen. Leider war die Kommunikation mit der Mutter relativ schwierig, da sie einen begrenzten englischen Altagswortschatz hatte und ihr die Worte fehlten, um über die Geschichte und die Bedeutung der Tempel zu reden. Es war dennoch sehr interessant, da wir alle religiösen Handlungen mitmachten.

3 comments:

Kevin said...

Mittendrin sozusagen.

Anonymous said...

Was sagst du?!
Die tamilischen Frauen pflegen dich
besser als ich, deine FRAU!?!!!
Du, treulose Tomate!

bizillianer said...

Ja, mit solch einer Hingabe habe ich hier nicht gerechnet!! Du kannst dir noch ne Scheibe von ihnen hier abschneiden ;-)!!

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